Ukraine, Super-Gau, Kernschmelze, Tschernobyl, Pro-Atom, Atom-Ausbau, Zaporozhye, Khmelnitsky, Rovno, Hochrisikoreaktor, Sarkophag, unbewohnbar, Krebs
• 15 aktive Reaktoren an 4 Standorten
• 2 neue Reaktoren in Bau
• die Tschernobyl-Katastrophe 1986 war einer der schlimmsten Atomunfälle weltweit
• größte AKW Europas: AKW Zaporozhe (6 Reaktoren, 5718 MWe Leistung)
• Stromerzeugung 2018 aus
» 53% Atomenergie
» 38% Fossile Brennstoffe (31% Kohle, 7% Gas)
» 9% Erneuerbare Energie (8% Wasser, 1% Wind)
• 159,9 TWh Eigenproduktion, 6,1 TWh Exporte
Geschichte
Das
erste AKW der Ukraine geht
1977 in Tschernobyl in Betrieb, zwischen 1978 und 1989 folgen 15 weitere.
1986 - nur wenige Jahre nach der Inbetriebnahme des letzten und vierten Reaktors am Standort
Tschernobyl (1983) passiert ein
Super-GAU mit Kernschmelze und einer großen Explosion.
Radioaktive Strahlung breitet sich
in ganz Europa aus, im Laufe der Jahre sterben Hunderttausende an den Folgen.
Nach dem Tschernobyl-Unfall wird
1990 ein
Moratorium beschlossen, das den Bau von neuen AKWs aussetzt. Zu der Zeit sind vier Reaktoren in Bau.
Doch wegen der schlechten wirtschaftlichen Situation des Landes wird das Moratorium schon wenig später
wieder aufgehoben. 1995 geht dann ein Reaktor in Zaporozhye in Betrieb, 2004 je ein Reaktor in Khmelnitsky und Rovno.
Nach dem
Super-GAU in Tschernobyl gibt es
weltweit Proteste gegen den Weiterbetrieb der anderen Tschernobyl-Blöcke, da sie von der gleichen, unsicheren Bauweise sind. Mitglieder einer ukrainischen Umweltorganisation werden mehrfach Opfer des staatlichen Sicherheitsdienstes, inhaftiert oder erhalten Morddrohungen. Der
letzte Tschernobyl-Reaktor wird erst
2000 abgeschaltet.
Waldbrände in der Tschernobyl-Sperrzone 2020
In den riesigen Waldgebieten rund um das AKW Tschernobyl kommt es immer wieder zu Waldbränden, 2020 sind die Brände jedoch besonders groß und lang anhaltend.
Anfang April 2020 werden die Waldbrände entdeckt. Durch die Brände werden auch
radioaktive Partikel im Boden aufgewirbelt und vertragen. In der Stadt Kiew ist die Luftverschmutzung durch die Rauchwolken enorm, nach offiziellen Angaben werden aber keine Strahlungsgrenzwerte überschritten. Zwei Wochen später brennt es immer noch und erste "ungefährliche" Rauchwolken erreichen auch Europa.
Erst Mitte Mai - mehr als
1 Monat später - können alle Brände und Glutnester endgültig gelöscht werden.
Laut Behörden war
radioaktiv belastetes Gebiet mit über 11.500 Hektar betroffen, Greenpeace schätzt die Fläche auf mehr als das Vierfache.
» mehr Links zu Presseartikeln über die Tschernobyl-Waldbrände 2020 finden Sie in unserem Archiv
Ausstieg vs. Ausbau
Die Ukraine will ihre Atomenergiestrategie beibehalten und
ausbauen. Im Moment sind zwei neue Reaktoren in Bau und angeblich neun weitere geplant.
Störfälle und Katastrophen
26. April 1986: Super-GAU im vierten Tschernobyl-Reaktor. Nach einem missglücktem Experiment gibt es eine unkontrollierte Kettenreaktion im Reaktor,
Brennelemente schmelzen, die Reaktorhülle explodiert.
Durch den Unfall wird 30 bis 40 Mal so viel radioaktive Strahlung wie durch die Atombomben von Hiroshima und Nagasaki freigesetzt. Der Wind nimmt die
radioaktive Rauchwolke mit in Richtung Nordwesten - ins Baltikum, nach Skandinavien und weiter
nach Westeuropa und Österreich.
Nach Weißrussland war
Österreich mit 13 Prozent seiner Gesamtfläche weltweit
am zweitstärksten von der hohen Cäsium-Belastung der Tschernobyl-Katastrophe
betroffen, auch radioaktives Jod traf Österreich stark.
Das
Ausmaß der Katastrophe wird zunächst verschwiegen und - als Schweden erhöhte Strahlenwerte misst und die Sowjetunion als Ursprungsland beschuldigt -
verleugnet. Viel zu spät werden Bewohnerinnen und Bewohner im Umkreis von Tschernobyl evakuiert.
Eine Woche später: Noch immer brennt der Reaktor und tritt radioaktive Strahlung aus. Die Behörden leugnen den Vorfall nach wie vor und unternehmen nichts zum Schutz der Bevölkerung.
Bis heute starben hundertausende Menschen und den unmittelbaren und langfristigen Folgen des Super-GAU, die Region rund um Tschernobyl ist nach wie vor unbewohnbar.
Noch immer erkranken Menschen durch die Folgen von Tschernobyl an Krebs.
Probleme
• Nach dem Super-GAUwird ein
Sarkophag aus Stahl und Beton um den zerstörten Reaktorblock
Tschernobyl gebaut, um eine weitere Ausbreitung der radioaktiven Strahlung zu verhindern. Nach nicht einmal 30 Jahren ist der alte Sarkophag jedoch
baufällig, die Decke ist
einsturzgefährdet, durch Risse kann Regenwasser eindringen. Das könnte erneute eine Kettenreaktion auslösen. Seit 2010 wird daher an einem neuen Sarkophag gebaut, er soll im ersten Halbjahr 2018 fertiggestellt werden.
• Die
Region rund um Tschernobyl ist nach wie vor
unbewohnbar, noch immer gibt es
Krebsneuerkrankungen, die auf die radioaktive Strahlung zurückzuführen sind.
• Fast alle
aktiven Reaktoren der Ukraine sind
Hochrisikoreaktoren, weil sie entweder älter als 30 Jahre sind oder über kein Containment - eine Schutzhülle, die bei einem Unfall die Radioaktivität zurückhält - verfügen.
• Die Ukraine hätte großes Potential erneuerbare Energien, es gibt jedoch
kaum Ausbau oder Investitionen in erneuerbare Energien.
Mehr Infos und Quellenangabe:
• Allg. Infos - Atomindustrie, Englisch (IAEA)
• Allg. Infos - Atomindustrie, Englisch (World Nuclear Association)
• Allg. Infos - kritisch, Deutsch (Global2000)
• Neuer Sarkophag, Deutsch (Spiegel)
• Energiestatistik, Englisch (IEA)
Foto: AKW Tschernobyl mit Sarkophag, ©
Sven Teschke
Informationsstand 02/2021