Schweiz

Schweiz, AKW, Atomausstieg, Laufzeitverlängerung, Beznau, Gösgen, Mühleberg, Leibstadt, Erneuerbare, Wasserkraft, Rüthi, Volksabstimmung

4 aktive Reaktoren an 4 Standorten
Atomausstieg 2017 beschlossen, nach Laufzeitende Abschaltungen zw. 2020-2034
Stromerzeugung 2016 aus
   » 64% Erneuerbare Energie (57% Wasser, 5% Biomasse, 2% Solar)
   » 35% Atomenergie
   » 1% Fossile Brennstoffe (Gas)
61 TWh Eigenproduktion, 34 TWh Importe (48% aus Deutschland), 35,1 TWh Exporte (>75% nach Italien)

Geschichte

Der erste Reaktor der Schweiz geht 1960 in Betrieb, ein Forschungsreaktor bereits 1957.
Zwischen 1969 und 1973 gehen vier weitere Reaktoren in Betrieb.
Bereits ab 1969 gibt es lokale Proteste, als in der Nähe von Basel ein AKW geplant wird. Demonstrationen, Rechtsstreite, Besetzungen, Volksabstimmungen verzögern den Bau über 20 Jahre, nach Tschernobyl wird der Bau endgültig abgebrochen. Auch mehrere andere geplante AKW-Projekte werden danach abgebrochen.
In den 1970ern engagieren sich auch Vorarlberger bei den Protesten gegen die Schweizer AKW, vor allem gegen das geplante AKW Rüthi direkt an der Grenze. Der Standort fällt vor allem auch durch österreichisches Engagement.

Im Laufe der Jahre gibt es mehrere Volksabstimmungen über den Atomausstieg, die jedoch nicht erfolgreich waren. 1990 findet jedoch ein Moratorium Zustimmung, das den Bau von neuen AKWs für die nächsten zehn Jahre blockiert. 2000 gewinnt die Atomindustrie jedoch wieder Aufschwung - mit der Begründung der CO2-Reduktion, ein weiteres Moratorium wird von der Bevölkerung bei Abstimmungen abgelehnt.
2007 folgt der Beschluss zum Bau von neuen AKW.

Ausstieg vs. Ausbau

Nach der Katastrophe von Fukushima 2011 beschließt die Regierung den Atomausstieg nach Laufzeitende der aktuellen AKW. 2017 wird das in einer Volksabstimmung durch die Bevölkerung bestätigt.
Im Dezember 2019 wird als erstes schließlich das AKW Mühleberg vom Netz genommen. Das noch ältere AKW Beznau mit zwei Reaktoren bleibt aber weiterhin am Netzt.

Störfälle und Katastrophen

1969: partielle Kernschmelze und sofortige Abschaltung des Bergstollenreaktors Lucens, radioaktiver Austritt in den Bergstollen. Der Störfall gilt als der achtschwerste Reaktorunfall der Geschichte.
1992, Beznau: nach Gas-Austritt im Reaktor Beznau sterben zwei Arbeiter.
2013, Mühleberg: Es wird bekannt, dass bereits im Jahr 2000 im Bielersee, der 70 % des Trinkwassers in Biel liefert erhöhte Cäsium-Werte gemessen wurden. Die Öffentlichkeit wurde jedoch nicht informiert, als Quelle werden Reinigungswasser des AKW vermutet.
2015, Mühleberg: Reglerstörung im Speisewassersystem, Wasserniveau im Reaktordruckbehälter sinkt, Notabschaltung

Probleme

Alle aktiven Reaktoren sind älter als 30 Jahre und gelten damit als Hochrisikoreaktoren, teilweise zusätzlich auch aufgrund des Reaktortyps.
Der "Atomausstieg" wurde zwar beschlossen, die bestehenden AKW sollen noch bis zur Ende ihrer Laufzeit (zwischen 2020 und 2034) in Betrieb bleiben, das ist eine Laufzeit von 50 Jahren.
Der Reaktor Mühleberg ist baugleich mit Fukushima und durch Hochwasser bedroht. Bei Überflutung könnten alle Pumpen des AKWs ausfallen, eine Kernschmelze wie in Fukushima wäre dann nicht mehr vermeidbar.
Beim Rückbau der AKW nach Ende der Laufzeit wird sehr viel radioaktiver Müll entstehen, bis heute gibt es keine Lösung für eine dauerhafte Lagerung des Atommülls.

Mehr Infos und Quellenangabe:
Allg. Infos - Atomindustrie, Englisch (World Nuclear)
Allg. Infos - Atomindustrie, Englisch (IAEA)
Allg. Infos - kritisch, Deutsch (Global2000)
Energiestatistik, Englisch (IEA)
Foto: AKW Mühleberg, © BKW FMB Energie AG

Informationsstand 06/2020

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