In einem Atomkraftwerk wird Energie durch kontrollierte Kernspaltung (Fission) erzeugt. Dazu muss Uran, ein Metall mit radioaktiven Isotopen, das im Boden in Verbindung mit anderen Mineralen vorkommt, gewonnen und weiterverarbeitet (angereichert) werden.
Im Atomkraftwerk (AKW) wird das Uran mit Neutronen beschossen, so kommt es zur Kernspaltung und dabei wird sehr viel Energie in Form von Wärme freigesetzt. Diese Wärme wird wiederum genutzt, um Wasser zu erhitzen und verdampfen. Der Wasserdampf treibt Turbinen an, die dann den eigentlichen Strom produzieren.
Das gefährliche an der Kernspaltung ist, dass dabei schädliche radioaktive Strahlung freigesetzt wird. Deswegen sind die Reaktorkerne von Atomkraftwerken mit dicken Stahl- und Betonwänden geschützt, die verhindern sollen, dass die radioaktive Strahlung nach außen dringt. Die Kernspaltung ist aber schwer zu kontrollieren und regulieren. Geht etwas schief, kann das in einer Katastrophe enden – wie zum Beispiel 1986 in Tschernobyl oder 2011 in Fukushima.
Ist der Uran-Brennstoff verbraucht, muss er entsorgt werden. Ebenso nach Abschaltung eines Reaktors das radioaktiv verstrahlte Gebäude und andere Materialien. Das ist radioaktiver Müll, der bis zu 1 Million Jahre weiterstrahlt. Bis heute gibt es keine Lösung, wie dieser Müll sicher gelagert werden kann.
Schon vor über 100 Jahren wurde an der Kernspaltung geforscht. Nach der Entwicklung und ersten kriegerischen Einsätzen der Atombombe – bei den Atombombenangriffen auf Japan (Hiroshima und Nagasaki) im August 1945 wurden sofort und in Folge daraus Hunderttausende Menschen getötet - wurde in den 1950er Jahren die "friedliche Nutzung" der Atomenergie propagiert. Zwischen 1960 und 1985 erlebte die Welt einen wahren "Atomboom" und zahlreiche Reaktoren wurden gebaut.
Weltweit gibt es 415 Atomreaktoren (Stand Juli 2021, www.worldnuclearreport.org), die meisten davon gingen zwischen 1970 und 1985 in Betrieb. Seit 1985 werden nur mehr wenige neue Atomkraftwerke gebaut. In der Europäischen Union sind aktuell 3 Reaktoren in Bau. Bei all diesen Projekten kämpfen jedoch die Betreiber mit extremen Bauzeitverzögerungen und die geplanten Kosten wurden bisher schon um das vielfache überschritten.
Atomkraft deckt weniger als 5% des weltweiten Energiebedarfs (unter 10% Anteil an der Stromproduktion), Tendenz sinkend.
Auch wenn sich Österreich 1978 gegen das AKW Zwentendorf und somit die Nutzung von Atomkraft entschieden hat, die Gefahr ist nicht gebannt: In Europa und rund um Österreich sind nach wie vor zahlreiche Atomreaktoren in Betrieb. Auf Grund der dichten Besiedelung würden Reaktorunfälle – schon "geringfügigere" – massive Auswirkungen auf ganz Europa haben.
Reaktoren, die seit 30 oder 40 Jahren in Betrieb und bereits am Ende ihrer Laufzeit sind, werden oft auf unbestimmte Zeit weiter betrieben. Das ist brandgefährlich, da sowohl die Alterung des Materials als auch die Veraltung der technischen Komponenten unbestreitbar das Risiko von schweren Havarien drastisch erhöhen.
Die Laufzeitverlängerung von AKW war auch Thema der Nuclear Energy Conference 2019: Laufzeit verlängert Gefahr.
Für neu geplante Reaktoren müssen einerseits enorm lange Bauzeiten in Kauf genommen werden und andererseits hohe Förderungen aus öffentlichen Geldern zur Verfügung gestellt werden. Möglich ist das nach wie vor durch den EURATOM-Vertrag, welcher der Atomindustrie eine privilegierte Stellung unter den Energiequellen gewährleistet, oft mit dem fragwürdigen Argument der Klimarettung.
Warum das eine grobe Fehleinschätzung oder aber eine listige Ausrede für den Neubau von AKW ist erfahren Sie unter dem Menüpunkt Wissen - Klima.
Schwere Atomunfälle wie Tschernobyl oder Fukushima können nie ausgeschlossen werden. Sie haben klar gezeigt, dass selbst in Kernkraftwerken, die als sicher gelten, schwere Unfälle eintreten können.
Außerdem erfüllen nicht alle Kernkraftwerke die Sicherheits-Richtlinien der IAEO, obwohl diese nur als Minimalanforderung angesehen werden. Unter diesen Umständen ist es durchaus wahrscheinlich, dass ein weiterer schwerer Unfall innerhalb der nächsten 20-30 Jahre erfolgen wird.
Ein effektiver Katastrophenschutz und Krisenmanagement kann die Folgen eines schweren Atomunfalls mindern, aber nicht verhindern – vor den Folgen von radioaktiver Strahlung kann nichts schützen.
Die Auswirkungen eines Atomunfalls sind katastrophal und zerstören Leben,
Umwelt, sowie physische und soziale Lebensgrundlagen für viele Generationen.
Radioaktivität wird nur sehr langsam abgebaut, manifestiert sich genetisch und die Folgen zeigen sich oft erst
nach Jahrzehnten. Rund um Tschernobyl wird heute – über 30 Jahre nach dem Super-GAU –
wieder ein Anstieg der Krebsrate beobachtet. Die Langzeitfolgen von Fukushima sind noch nicht abschätzbar.
Radioaktive Strahlung macht auch vor Staatsgrenzen nicht halt.
Menschen in Staaten, die niemals durch den Strom aus AKW versorgt wurden,
können von einem Unfall genauso betroffen sein.
Durch den GAU in Tschernobyl war z. B. am schwersten das Nachbarland Weißrussland in
Mitleidenschaft gezogen, das selber zu diesem Zeitpunkt gar kein AKW betrieben hatte.
Auch in ganz Europa, besonders auch in Österreich, wurden hohe Strahlungsbelastungen
bestätigt, zum Teil können diese auch heute noch in bestimmten Pilzarten oder auch
im Fleisch von freilebenden Wildtieren gemessen werden.
» mehr Informationen über Tschernobyl und Fukushima
Wegen des steigenden Energiebedarfs und der fehlenden Akzeptanz für AKW-Neubauten werden vermehrt die Laufzeiten von alten AKW verlängert. Mit einem bestimmten Alter steigen allerdings auch die Sicherheitsrisiken zusätzlich. Die Laufzeit von Fukushima Daiichi 1 wurde wenige Wochen vor dem Unfall um 10 Jahre verlängert, obwohl der Reaktor bereits 40 Jahre in Betrieb war.
Naturkatastrophen, wie etwa der Tsunami, der der Auslöser für den GAU in Fukushima war, können nie ausgeschlossen werden. Überprüfung und mögliche Nachrüstungen können die Risiken nur schwach bis gar nicht minimieren, da konzipierte Sicherheitsauslegungen nachträglich kaum zu optimieren sind – die schlechte Standortauswahl schon gar nicht.
Kernkraftwerke sind potenziell hochattraktive Ziele für terroristische Angriffe. Die Folgen wären fatal, da durch die strategische Auswahl des Zielobjekts (dicht besiedelte Gebiete, wirtschaftlich relevante Zonen, logistische Versorgungsstrukturen,...) noch weit größerer Schaden erzeugt werden kann als bei den Atomunfällen von Tschernobyl und Fukushima.
Betrachtet man den gesamten Lebenszyklus eines AKW, vom material- und energieintensiven Bauaufwand, Uranabbau und -anreicherung bis zum Rückbau der kontaminierten Anlagen und der sicheren Endlagerung radioaktiven Abfalls auf hunderttausende Jahre ist die Kernenergie alles andere als CO2-frei. Selbst der Vergleich mit der CO2-Bilanz von Kraftwerke mit fossilen Brennstoffen relativiert sich unter Einrechnung all dieser Faktoren und gegenüber Erneuerbaren Energien kann die Atomkraft überhaupt nicht mehr mithalten.
Die Sicherheit von Endlagern für hochradioaktiven Abfall muss für einen Zeitrahmen von bis zu einer Million Jahre nachgewiesen werden, was praktisch unmöglich ist. Bis heute konnte noch kein Endlager für hoch radioaktiven Abfall kommerzieller Kernkraftwerke in Betrieb genommen werden.
1. Obwohl viele externe Kosten der Kernenergie nicht in den Vergleichsrechnungen
enthalten sind – etwa die Kosten für Endlagerung oder eine Haftung bei Atomunfällen –
schneidet die Kernenergie nicht besser ab als die meisten alternativen Technologien.
Im Gegenteil: Die Rentabilitätsschere geht immer weiter auseinander –
zu gunsten Erneuerbarer!
2. Die Subventionen für Kernenergie sind höher als diejenigen für Erneuerbare Energien
und im Gegensatz dazu nicht zeitlich begrenzt. Einige Länder, wie z.B. Finnland oder die USA,
haben direkte oder indirekte finanzielle Unterstützungsprogramme für den Nuklearsektor
eingeführt, nur so sind AKW-Neubauten finanzierbar.
» Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung "Kosten und Risiken von AKW"
Die Baukosten für Kernkraftwerke werden nicht sinken, im Gegenteil – nach Fukushima wurden die Sicherheitsanforderungen erhöht, was die Preise und Baukosten steigen lässt. Außerdem ist bekannt, dass die Schätzungen für Bauzeiten und Kosten von Kernkraftwerken ungenau sind und bei Baubeginn in der Regel unterschätzt werden. Zum Beispiel wird in Finnland, Olkiluoto, der erste EPR („Europäischer Druckwasserreaktor“) gebaut, die Bauzeit hat sich mittlerweile über 10 Jahre verzögert, die Kosten verdreifacht. Beim baugleichen französischen Projekt Flamanville verhält es sich nicht anders.
Auch und besonders mit Blick auf den Klimawandel – es geht ohne Kernenergie.
Ende 2011 lag der Anteil der nuklear erzeugten Elektrizität weltweit bei 12,3%. Das kann leicht
durch andere Energieformen oder Maßnahmen, wie z.B. Energieeffizienzverbesserungen, ersetzt werden.
Effizienzmaßnahmen haben in den vergangenen Jahrzehnten mehr zur Befriedigung des wachsenden
Energiebedarfs beigetragen als die Kernenergie.
Die Klimaerwärmung und längere Dürreperioden lassen Wassertemperaturen steigen und
die Wassermengen in Flüssen und Grundwasserspiegel sinken. Gängige Reaktortypen sind jedoch
für die Kühlung auf genau dieses Wasser angewiesen. Im Sommer 2019 etwa mussten
viele AKW in Europa die Leistung reduzieren oder ganz herunterfahren, weil sie auf nicht
mehr genügend kühles Wasser zurückgreifen konnten.
Genauso gefährlich sind das Ansteigen der Meeresspiegel und immer häufiger
werdende Überflutungen durch Starkregen, die zu verschiedensten Systemausfällen
im AKW führen können - etwa beim
Super-GAU in Fukushima.
Es gibt keine ausschließlich friedliche Nutzung von Kernenergie. Abgebrannter Brennstoff aus AKW kann immer zur Herstellung von Kernwaffen verwendet werden.