Tschernobyl (1986) und Fukushima (2011) sind die schwersten Atomunfälle bisher
Nur wenige Jahre nach der Inbetriebnahme des letzten und 4. Reaktors am Standort Tschernobyl gibt es nach einem missglückten Experiment eine unkontrollierte Kettenreaktion im Reaktor, Brennelemente schmelzen, die Reaktorhülle explodiert. Radioaktive Strahlung breitet sich in ganz Europa aus.
Das Ausmaß der Katastrophe wird zunächst verschwiegen und – als Schweden erhöhte Strahlenwerte misst und die Sowjetunion als Ursprungsland beschuldigt – verleugnet. Viel zu spät werden Bewohner_innen rund um Tschernobyl evakuiert.
Die radioaktive Wolke zieht bis nach Mitteleuropa und regnet auf Österreich herab. Nach Weißrussland war Österreich mit 13 Prozent seiner Gesamtfläche weltweit am zweitstärksten von Tschernobyl betroffen.
Die Region rund um Tschernobyl ist nach wie vor unbewohnbar. Noch immer erkranken Menschen durch die Folgen von Tschernobyl an Krebs, befürchtet werden langfristig zehntausende Todesfälle. Offizielle Zahlen dazu gibt es nicht.
Nach dem Super-GAU wurde ein Sarkophag über dem zerstörten Reaktorblock errichtet, der die noch immer austretende Strahlung abschirmen sollte. Dieser Sarkophag war jedoch schnell baufällig und so wird seit 2010 an einem neuen Sarkophag gebaut, der im Sommer 2019 endlich fertig gestellt werden konnte.
Nach einem schweren Erdbeben und Tsunami kommt es am 11. März 2011 im japanischen AKW Fukushima Daiichi zu einem der schwersten Atomunfälle der Geschichte. Große Mengen an Radioaktivität werden freigesetzt und verstrahlen Luft, Boden und den Pazifik schwer. Über 170.000 Menschen müssen evakuiert werden. Viele Auswirkungen zeigen sich erst nach und nach und werden noch Jahrzehnte, Jahrhunderte lang Folgen haben.
Die Katastrophe im AKW Fukushima nimmt ihren Lauf: Die Kühlung für Reaktoren und Abklingbecken fällt aus. In vier von sechs Reaktoren kommt es zur Kernschmelze, also zum Super-GAU. Durch gezielte Druckentlastung, unkontrolliertes Austreten von Wasserdampf, Brände und Explosionen wird Radioaktivität freigesetzt. Kontaminiertes Wasser läuft aus, rinnt ins Meer oder versickert.
Nach dem Reaktorunfall wird eine Schutzzone im Umkreis von 20 Kilometern gebildet und alle Menschen evakuiert, später auf 30 Kilometer und freiwillige Evakuierung erweitert. Große Teile Japans werden durch radioaktives Cäsium verseucht – und auch für mehrere Jahrhunderte bleiben. 2.000 km² rund um das AKW wird Erde abgetragen, um die schlimmste Radioaktivität zu beseitigen. Trotzdem wird die Region teilweise dauerhaft unbewohnbar und für die Landwirtschaft nicht nutzbar bleiben. Die Strahlung wird außerdem von Meerestieren und -pflanzen aufgenommen und landet so möglicherweise auch auf unseren Tellern.
Die Langzeitfolgen und -erkrankungen sind schwer vorhersehbar. Von den über 170.000 evakuierten Menschen leben viele nach wie vor in Notunterkünften. Durch die Strapazen der chaotischen Evakuierung und die schlechten Lebensbedingungen in den Notquartieren sind bis jetzt zahlreiche Menschen gestorben, davon schockierend viele durch Selbstmord. Bei Kindern und Jugendlichen wurde bereits ein starker Anstieg an Schilddrüsenkrebs verzeichnet. Ein deutlicher Anstieg von Todesfällen durch Krebserkrankungen ist zu befürchten. Die Informationspolitik von Japans Behörden erinnert an die von Tschernobyl. Nur ein Teil der Strahlen-Messdaten und Todes- und Krankheitsfälle werden von den japanischen Behörden an die Öffentlichkeit weitergegeben – sowohl unmittelbar nach der Katastrophe, als auch heute.
atomstopp organisiert jedes Jahr zu den Gedenktagen der Reaktor-Katastrophen in Tschernobyl und Fukushima verschiedenste Aktionen und Veranstaltungen.