Anfang der 1970-er Jahre entstand in Österreich eine große Protestbewegung gegen das erste österreichische Atomkraftwerk in Zwentendorf.
Auch in Oberösterreich gab es eine starke Widerstandsbewegung, denn in St. Pantaleon – an der Grenze zu Niederösterreich – war ein weiteres AKW geplant.
Der Widerstand wuchs und endete letztendlich mit einer Volksabstimmung im November 1978, die äußerst knapp gegen die Inbetriebnahme des AKW Zwentendorf ausging.
Österreich blieb atomkraftfrei, doch bereits damals gab es rundherum unzählige Atomkraftwerke.
In Deutschland z. B. wurde eifrig am Ausbau der Atomkraft getüftelt, neue Standorte für AKW standen
zur Debatte und im bayrischen Wackersdorf wurde die umstrittene Wiederaufbereitungsanlage (WAA) geplant.
So wurde aus der Anti-Zwentendorf-Bewegung schnell eine grundsätzliche Antiatom-Bewegung
und aus einzelnen Widerstands-Gruppen in Oberösterreich die „OÖ überparteiliche Plattform gegen Atomgefahr“.
1986 bekam die Bedrohung durch die Atomgefahr mit Tschernobyl einen Präzedenzfall und die Antiatom-Bewegung wurde noch stärker – man hatte leider recht gehabt mit den Warnungen und an den Argumenten gegen die Atomkraft zweifelte niemand mehr. Besonders die Mütter gegen Atomgefahr wurden in der Folge innerhalb der Plattform immer aktiver.
Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs wurden die Pläne für den Bau von vier Reaktoren im tschechischen Temelin,
nicht weit von der oberösterreichischen Grenze, bekannt. Die Plattform machte sich sofort an die Arbeit.
Bald gab es auch gute Kontakte zu böhmischen Atomgegner_innen, gekämpft wurde ab nun gemeinsam.
1991 wurde nach fast 20 Jahren loser Zusammenarbeit die Oberösterreichische Plattform gegen Atomgefahr schließlich ein „offiziell“ behördlich registrierter Verein.
Die Plattform wurde zum Motor im Widerstand gegen das AKW Temelin. Die österreichische Bevölkerung wurde mobilisiert und folgte – zu Tausenden. Grenzblockaden als Zeichen der Ablehnung des Energiekonzepts im Nachbarland und als Aufforderung an die österreichische Bundespolitik, rechtliche und diplomatische Mittel einzusetzen, etablierten sich als neue Form des Widerstands.
Trotz langjähriger Aufklärungs- und Motivationsarbeit im Nachbarland, trotz massiver Proteste gegen die Inbetriebnahme von Temelin wurde im Herbst 2000 die Kettenreaktion gezündet.
Genau während der alles dominierenden Auseinandersetzung um Temelin wandelte sich auch die „OÖ überparteiliche Plattform gegen Atomgefahr“ selbst.
2005 wurde der Vorstand neu aufgestellt und der Verein in atomstopp_atomkraftfrei leben! umbenannt.
Die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen wurde vertieft, zahlreiche Aktionen gemeinsam ausgetüftelt, Politiker_innen konfrontiert, Kampagnen gestartet, ...
atomstopp_atomkraftfrei leben! fungierte als Drehscheibe, Ideengeber, Koordinator für das, was sich mittlerweile als atomstopp_oberoesterreich etabliert hat.
Nicht nur Temelin - die Herausforderungen des neuaufgestellten Vereins waren und bleiben bis heute weit darüber hinaus vielfältig: