Finnland, AKW, Pro-Atom, Atom-Ausbau, Olkiluoto, Loviisa, Onkalo, Endlager, Tiefenlager, Hochrisikoreaktor
• 4 aktive Reaktoren an 2 Standorten
• 1 neuer Reaktor kurz von Inbetriebnahme (Testphase) - der erste AKW-Neubau in der EU seit den 1980er-Jahren, 1 weiterer Reaktor ist geplant
• Stromerzeugung 2017 aus
» 47% Erneuerbare Energie (22% Wasser, 18% Biomasse, 7% Wind)
» 33% Atomenergie
» 19% Fossile Brennstoffe (14% Kohle, 5% Gas)
• 67,5 TWh Eigenproduktion, 20,4 TWh Importe
Bericht aus Finnland von Ulla Klötzer bei der NEC 2019
Bei der Nuclear Energy Conference 2019 berichtete Ulla Klötzer - ehemalige Politikerin, pensionierte Lehrerin und umtriebige Friedens- und Umweltaktivistin für Women against Nuclear Power Finland - wie die Lage im atomeuphorischen Finnland aussieht.
» Videoaufzeichnung vom Vortrag von Ulla Klötzer
Geschichte
1977 geht das
erste AKW in Finnland in Betrieb, 1978 und 1980 folgen drei weitere Reaktoren.
1993 wird der weitere
Atomausbau durch Proteste vorerst gestoppt.
2002 beschließt das Parlament den
Neubau eines Reaktors in
Olkiluoto. Es ist der
erste AKW-Neubau in der EU seit den 1980er-Jahren. Der neue Reaktor ist wegen
Sicherheitsbedenken, Bauverzögerungen und Finanzierungsproblemen sehr umstritten. Statt wie geplant 2009 soll das Projekt nun
März 2021 in Betrieb gehen.
Geplanter Bausstart für das neue AKW Hanhikivi 1 ist aktuell 2021.
Lagerung von Atommüll
Finnland ist sehr aktiv in der Forschung nach einer sicheren Endlagerung von Atommüll. Im Moment wird an einem
Tiefenlager am AKW-Standort Olkiluoto gebaut. Es handelt sich um einen Untergrundtunnel, der fast 500 Meter in den Felsboden gegraben wird.
Onkalo soll Atommüll für 100.000 Jahre sicher lagern, eine Zeitspanne die unvorstellbar ist - die ältesten bekannten menschlichen Bauten sind heute 5.000 Jahre alt.
Ausstieg vs. Ausbau
Finnland will - mit dem Argument der günstigen und umweltfreundlichen Energiegewinnung - die
Atomenergie ausbauen. Seit 2005 wird an einem
Reaktor in Olkiluoto gebaut. Die Inbetriebnahme wurde - nach mittlerweile über 10 Jahren Verzögerung wegen Pfusch am Bau, Finanzierungsproblemen und Rechtsstreitigkeiten - im November 2017 erneut verschoben. Geplante Inbetriebnahme ist aktuell Mai 2019.
Auch an einem neuen Standort Hanhikivi ist ein
weiterer Reaktor geplant, der Bau soll 2019 beginnen. Mit dem Ausbau der Atomenergie will Finnland Kohlekraftwerke ersetzen. Geplant ist außerdem in Zukunft Uran in Finnland abzubauen.
Störfälle und Katastrophen
Die finnischen AKW gelten als sehr zuverlässig. Es gibt wenig (bekannte) Störfälle. Dennoch sind alle Reaktoren älter als 30 Jahre und damit Hochrisikoreaktoren. Ihre Bauweise entspricht nicht den aktuellen Sicherheitsstandards.
Probleme
• Der in Bau befindliche Reaktor
Olkiluoto ist ein "EPR"-Druckwasserreaktor. Atomexperten halten EPR-Reaktoren für unsicher. Die Baukosten sind wegen laufenden Verzögerungen - mittlerweile über 10 Jahre - schon auf das 3-fache (9 Mrd. Euro) gestiegen. Mittlerweile ist die
Finanzierung nur mehr mit einer staatlichen Fixpreisgarantie möglich.
• Die vier laufenden Reaktoren sind älter als 30 Jahre und damit
Hochrisikoreaktoren.
• Finnland begründet den
Ausbau der Atomenergie mit
» dem Argument der
günstigen und umweltfreundlichen Energiegewinnung
» von
Energieimporten, v.a. Kohle aus Russland,
unabhängiger zu werden. Allerdings werden die
AKW-Neubauten zum Großteil mit Russlands Hilfe finanziert. Auch zu einem Zeitpunkt wo die meisten Länder die Beziehungen mit Russland einfrieren.
• Auch wenn Finnland in der Suche nach einem sicheren Endlager sehr aktiv ist - es gibt kein sicheres Endlager.
Mehr Infos und Quellenangabe:
• Allg. Infos - Atomindustrie, Englisch (World Nuclear Association)
• Allg. Infos - Atomindustrie, Englisch (IEA)
• Allg. Infos - kritisch, Deutsch (Global2000)
• AKW-Neubau Olkiluoto, Englisch (Carbonbrief)
• AKW-Neubau Olkiluoto, Englisch (Reuters)
• Energiestatistik, Englisch (IEA)
• NEC 2019, atomstopp
Foto: AKW Olkiluoto, ©
Kallerna
Informationsstand 06/2020