07.09.12 - Antiatom-Organisationen aus Österreich und Tschechien schreiben Briefe an den tschechischen Premierminister
Gemeinsame Presseaussendung der Antiatom-Organisationen Südböhmische Mütter, BIU, Calla, atomstopp_atomkraftfrei leben! und Mütter gegen Atomgefahr am 7. September 2012
Weil sich der tschechische Premierminister Petr Necas und seine Regierung für den Ausbau der Atomenergiewirtschaft in der Tschechischen Republik einsetzen, schreiben tschechische und österreichische Antiatom-Organisationen - Südböhmische Mütter, BIU, Calla, atomstopp_atomkraftfrei leben! und Mütter gegen Atomgefahr - ihm jede Woche Briefe. Seit Februar dieses Jahres hat Premierminister Necas 21 Briefe und mindestens ebenso viele Begründungen bekommen, warum der Ausbau Temelins von den Antiatom-Organisationen abgelehnt wird. Die Texte sind auf der Internetseite www.dopisypremierovi.cz veröffentlicht. Die Antworten des Premierministers oder seiner Mitarbeiter auf die Briefe finden sich unter dem entsprechenden Brief.
In den Briefen äußern die Vertreter der Antiatom-Organisationen vor allem negativ zum Bau neuer Atomreaktoren in Temelin. Das Energiekonzept der Tschechischen Republik macht aus dem Land ein atomar-fossiles Freilichtmuseum. Moderne Trends in der Energiewirtschaft, die sich in den letzten Jahren in den meisten hochentwickelten Staaten durchgesetzt haben, werden ignoriert.
Weiters werden in den Briefen an den Premier jene Probleme angesprochen, die die Atomenergienutzung mit sich bringt - vom Risiko eines SuperGAUS, über die durch den Staat eingeschränkte Haftung für Schäden im Katastrophenfall, die gesundheitlichen und sozial - ökonomischen Auswirkungen eines schweren Unfalls vor dem Hintergrund der Ereignisse in Tschernobyl und Fukushima, die Wirtschaftlichkeit der Atomstromproduktion, die Problematik des abgebrannten Kernbrennstoffes und die vergebliche Endlagersuche.
"Ein großes Problem des Baues eines neuen Atomkraftwerks scheint auch die ökonomische Rückvergütung dieser Investition für Hunderte Milliarden Kronen zu sein. Die Firma CEZ ist sich über das ökonomische Risiko bewusst und verhandelt jetzt mit bei den Politikern über Bedingungen, unter denen der Konzern bereit ist, in den Atomenergiebereich zu investieren. Wenn Temelin gebaut wird, werden wir alle seinen Bau über den Strompreis bezahlen müssen. Das bedeutet, dass die Atomindustrie auch nach mehr als 50 Jahren ihrer Existenz immer noch nicht im Stande ist, der Konkurrenz auf dem Markt zu standzuhalten. Auch das kritisieren wir in unseren Briefen an den Premierminister," so die Vertreter der Antiatom-Organisationen.
"Zu diesen Briefen inspirierte uns eine ähnliche Aktion aus den Jahren vor der Zwentendorf-Volksabstimmung im Jahr 1978, als Frau Traudy Rinderer jeden Tag Briefe an den damaligen österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky geschickt hat, um ihren Protest gegen die Inbetriebnahme des Atomkraftwerkes Zwentendorf zu äußern. Die gleiche Aktivität hat sie in den 80-iger Jahren wiederholt, als sie sich an den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß gewandt hat. Zu dieser Zeit hatten Massenproteste der Öffentlichkeit gegen den geplanten Bau der Wiederaufbereitungsanlage im bayerischen Wackersdorf ihren Höhepunkt. Dieser Bau wurde letztendlich gestoppt, wie auch das Atomkraftwerk in Zwentendorf nicht in Betrieb genommen," erklären die Organisatoren der "Briefkampagne".
Kontakte:
Monika Machová Wittingerová, Südböhmische Mütter,
[email protected] , tel.: +42 0 603 516 603
Pavel Vlček, BIU,
[email protected] , tel.: +42 0 777 006 241
Edvard Sequens, Calla,
[email protected], tel.: +42 0 602 282 399
Gabi Schweiger, Mütter gegen Atomgefahr,
[email protected],+43 680 33 33 625
Roland Egger, atomstopp_atomkraftfrei leben!,
[email protected], tel: +43 680 239 3019