Marek Hudema: Was verlieren wir, wenn wir neue Blöcke in Dukovany nicht bauen?

22.05.25, Quelle: Ceský rozhlas (öffentlich-rechtlicher tschechischer Rundfunk), Marek Hudema, Kommentator bei Lidovky.cz, Übersetzung: OIZP

Marek Hudema: Was verlieren wir, wenn wir neue Blöcke in Dukovany nicht bauen?
Der von der Regierung angekündigte Ausbau des Kernkraftwerks Dukovany
wird möglicherweise nie erfolgen. Das Gericht blockierte den Abschluss
eines Vertrags mit dem koreanischen Unternehmen KHNP zur Fertigstellung
neuer Blöcke des Kraftwerks. Obwohl formal nur vorerst bis zu seiner
Entscheidung über die Korrektheit des Vorgehens des Amtes für
Wettbewerbsschutz (ÚOHS), ahnt jeder irgendwie, dass sich die ganze
Sache noch über Jahre hinziehen könnte und das Kraftwerk möglicherweise
gar nicht ausgebaut wird.


In der Tschechischen Republik führen solche Beschwerden gegen den
Gewinner eines öffentlichen Auftrags beim Amt für Wettbewerbs- und
Verbraucherschutz oder vor Gericht, wie in diesem Fall, häufig dazu,
dass der gesamte Wettbewerb neu ausgeschrieben oder sogar ganz abgesagt
wird. Und damit rechnen übrigens die Beschwerdeführer selbst, also die Unternehmen, die den
Wettbewerb nicht gewonnen haben.

Selbst wenn das Gericht den ursprünglichen Gewinner bestätigt, kann es
sein, dass dieser sich in einer Situation befindet, in der er nicht mehr
der Gewinner sein möchte. In einigen Jahren werden sich Preise und
Vorschriften ändern, Mitarbeiter, die an der Auftragsvorbereitung
mitgearbeitet haben, werden das Unternehmen verlassen, Lieferanten
werden wechseln und die Einhaltung von Versprechungen wird plötzlich
problematisch.

Darüber hinaus hat das Unternehmen KHNP sein Angebot ausdrücklich als
zeitlich begrenzt gestaltet und nur gültig, wenn der Vertrag für die
Fertigstellung neuer Blöcke in Dukovany bis Ende Juni abgeschlossen
wird.

Werden wir ohne Strom sein? Auf keinen Fall

Aber werden wir etwas verlieren, wenn das neue Dukovany-Projekt nicht
entsteht? Werden wir ohne neue Dukovany-Blöcke künftig unter
Stromknappheit leiden oder müssen wir, wie heute oft behauptet, Strom zu
hohen Preisen im Ausland einkaufen?

Es ist möglich, aber definitiv nicht sicher. Was in 13, besser gesagt 20
oder mehr Jahren passieren wird, wenn das neu geplante Kernkraftwerk
tatsächlich ans Netz gehen soll, weiß niemand. Es ist durchaus
wahrscheinlich, dass die bestehenden Kernkraftwerke zu diesem Zeitpunkt
noch in Betrieb sein werden und der übrige Energiesektor anders aussehen
wird als heute.

Man wird viel stärker auf erneuerbare Energiequellen angewiesen sein,
die billigen Strom produzieren. Und die Nachfrage wird vor allem nach
gut regulierten Kraftwerken bestehen, die Solar- und Windturbinen
ergänzen, also zu Zeiten, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind
nicht weht.

Bei einem Atomkraftwerk ist dies jedoch nicht der Fall. Möglicherweise
ist es letzten Endes unnötig, und wenn wir es nicht bauen, sparen wir
Geld. Wir wissen nicht, ob das tatsächlich der Fall sein wird.

Wir müssen uns überraschen lassen. Allerdings ist es ziemlich töricht
und verfrüht, darüber zu jammern, dass möglicherweise keine neuen
Atomkraftwerke gebaut werden.
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