Was kann tschechischen Unternehmen aus der Dukovany-Ausschreibung übrig bleiben?

06.03.25, Quelle: Nase pravda, Seite 6, Übersetzung: OIZP

Was kann tschechischen Unternehmen aus der Dukovany-Ausschreibung übrig bleiben?
Die Regierungskoalition von Fiala, die überraschenderweise das
südkoreanische Unternehmen KHNP für den Bau der neuen
Kernkraftwerksblöcke ausgewählt hat, versprach eine massive Beteiligung
der einheimischen Industrie an diesem Hunderte von Milliarden Kronen
teuren Projekt. Nun scheint es, dass dies nur ein weiteres Versprechen
von Fiala war, das sich auflöst wie Dampf über einem Topf...


Der Bau neuer Kernkraftwerksblöcke in der Tschechischen Republik sollte
der größte inländische Auftrag der neuen Geschichte Tschechiens werden.
Die Kosten für den Bau der beiden geplanten Reaktoren in Dukovany sollen
sich zu aktuellen Preisen auf 400 Milliarden Kronen belaufen. Bisher
wurden jedoch noch keine verbindlichen Vereinbarungen zwischen unseren
Unternehmen und dem südkoreanischen Unternehmen KHNP (Korea Hydro &
Nuclear Power), dem bevorzugten Lieferanten der neuen
Kernkraftwerksblöcke in Dukovany, getroffen, betonte Jiri Nouza,
Vorsitzender des Verbands der Bauunternehmer.

Er warnte davor, dass die Beteiligung unserer Unternehmen an dem Projekt
sehr begrenzt sein könnte und die Gefahr besteht, dass die zuvor
angekündigte 60 %-Beteiligung tschechischer Zulieferer nicht erreicht
wird. Dem würden auch potenzielle Gewinne entsprechen, und es sei auch
schwierig, einheimische Technologie oder Forschung zu nutzen.

Vertreter unserer Unternehmen haben in der Vergangenheit im Zusammenhang
mit dem Bau von neuen Atomreaktoren in der Tschechischen Republik
gehofft, dass das Projekt einen großen Effekt für die heimische
Industrie haben könnte, die für sie durch die Beteiligung am Bau
wichtige Referenzen auch für andere Projekte in Europa gewinnen würde.
Dies scheint nun nicht der Fall zu sein.

Wer ist schuld daran?

Statt eines großen Re-Starts der Atomindustrie nach der Ära, als
tschechoslowakische Unternehmen 14 Blöcke in Jaslovske Bohunice,
Dukovany, Mochovce und Temelin bauten, sieht es jetzt eher nach einer
"Stückproduktion" nur für zwei bis vier neue Blöcke auf heimischem Boden
aus.

Den Hintergrund des koreanischen Zurückziehens aus den europäischen
Märkten beschreibt ausführlich die Website Strefa inwestorow.
Die Wahl eines Partners für den Bau eines Kernkraftwerks ist keine
einmalige kommerzielle Entscheidung, sondern eine Verpflichtung
gegenüber dem Auftragnehmer und dem Herkunftsland für einen Zeitraum von
etwa 100 Jahren. So lange dauert in etwa der Lebenszyklus eines
Kernkraftwerkes. Der Technologielieferant ist nicht nur für den Bau der
Anlage verantwortlich, sondern auch für die Unterstützung des späteren
Betriebs. Bei der Wahl der Technologie sollte man sich nicht nur von dem
angekündigten Preis für den Bau der Anlage leiten lassen. Die Tschechen
stellen nun fest, dass sich eine solche Wahl nicht auf den Vergleich von
Excel-Tabellen beschränkt, so die Website.

Die Befürworter der koreanischen Lösung ignorierten die Schwächen dieses
Partners, wie die geografische Entfernung und die daraus resultierenden
unterschiedlichen Interessen in der internationalen Politik, die
gravierenden kulturellen und kommerziellen Unterschiede (einschließlich
derer, die mit mangelnder Transparenz und Korruption zusammenhängen),
die fehlende Praxis der koreanischen Industrie beim Technologietransfer
und der Verwendung "lokaler Inhalte", die ständige Möglichkeit eines
bewaffneten Konflikts mit Nordkorea und die politische Instabilität. Der
südkoreanischen Nuklearindustrie fehlt es auch an Exporterfahrung, und
sie hat die Ungewissheit über die Rechte von KHNP an den von ihr zum
Export angebotenen Reaktoren APR1400 und APR1000 ignoriert.

Wusste die Regierung nichts davon, oder wollte sie es nicht wissen?

Was hat sich also in den letzten sechs Monaten seit der Entscheidung der
Regierung für den koreanischen Bieter geändert? Zwei Ereignisse auf
koreanischer Seite haben das koreanische Programm zum Bau von
Kernreaktoren stark beeinflusst. Dabei handelt es sich um den vom
koreanischen Präsidenten Jun Sok-jool im Dezember verhängten
Ausnahmezustand und seine Folgen sowie um die im Januar zwischen
KEPCO/KHNP und Westinghouse getroffenen Vereinbarungen. Der Streit um
die Technologierechte zwischen dem staatlichen koreanischen
Energieversorgungsunternehmen KEPCO, seiner Tochtergesellschaft KHNP und
dem US-amerikanischen Unternehmen Westinghouse geht auf den Oktober 2022
zurück, genauer gesagt auf die Ankündigung des Projekts zum Bau eines
"privaten" Kernkraftwerks in Patnow (Polen) durch KHNP, ZE PAK und PGE.
Parallel zu dem laufenden Schiedsverfahren in Korea und dem
Gerichtsverfahren in den USA legte Westinghouse beim Amt für
Wettbewerbsschutz Einspruch gegen das Ergebnis der Ausschreibung ein und
argumentierte, dass das koreanische Unternehmen nicht an der
Ausschreibung teilnehmen könne, da es nicht über die Rechte an der
angebotenen Technologie verfüge, was eine der formalen Bedingungen der
Ausschreibung gewesen sei. Diese Argumente fanden jedoch bei unseren
Vertretern kein Gehör, ebenso wenig wie der Protest des dritten
Wettbewerbers, der französischen Firma EDF. In der Zwischenzeit waren
bereits Kompromissverhandlungen zwischen den Koreanern und den
Amerikanern im Gange, die mit der Bekanntgabe des Abkommens im Januar
dieses Jahres endeten. Einerseits wurde damit die Möglichkeit der Firma
KHNP, ihre Reaktoren im Tschechien anzubieten, freigegeben, andererseits
wird es durch die Aufteilung der betroffenen Weltmärkte unser
Atomprogramm erheblich beeinträchtigen. Asien wird für die Koreaner
offen bleiben, aber in Europa wird es auf Dukovany beschränkt sein.

Machen sie sich über uns lustig?

Dem Verband der Bauunternehmer zufolge ist das koreanische Unternehmen
KHNP nicht an unseren Konstrukteuren und Ingenieuren interessiert, und
es werden nur weniger qualifizierte Arbeiten für einheimische
Bauunternehmen übrig bleiben. Auch der Umfang der Beteiligung unserer
Ingenieurbüros ist ungewiss. Die Koreaner wollen nämlich die Lieferanten
von Einzelteilen, Ausrüstungen und Arbeiten in Wettbewerben auswählen,
bei denen das billigste Angebot den Zuschlag erhält. Nach Angaben von
Ekonomicky denik sind die Verhandlungen über die strategische
Partnerschaft der CEZ-Gruppe mit dem britischen Unternehmen Rolls-Royce
SMR ebenfalls kompliziert. So besteht zum Beispiel keine Einigkeit
darüber, wo die wichtigsten Teile des Reaktors hergestellt werden sollen
- CEZ schlägt das in Pilsen ansässige Unternehmen Skoda JS vor, während
Rolls-Royce die Produktion in Korea bevorzugt.

Mit dem einzigen europäischen Reaktorblock, dem in Dukovany, können sich
die Südkoreaner selbst versorgen, ohne auf dem alten Kontinent Wurzeln
zu schlagen und eine solide Lieferkette aufzubauen, so der
Wirtschaftswissenschaftler Lukas Kovanda. Damit sinken die Chancen, dass
unsere Industrie die versprochene 60 %-Beteiligung an der
Realisierung der neuen Dukovany-Blöcke erreicht, weiter. Die
tschechische Industrie, darunter natürlich auch die Nuklearindustrie,
wird offensichtlich nicht die Chance bekommen, ihr Know-how bei der
Umsetzung anderer europäischer Projekte unter südkoreanischer Regie zu
entwickeln. Langfristig wird also das Know-how unserer
Nuklearlieferanten abnehmen, was die Wartung und Instandhaltung der
bestehenden Nuklearanlagen in der Tschechischen Republik in Zukunft
verteuern wird, da sie von ausländischen Spezialisten durchgeführt
werden müssten.

Unter dem Strich wird die Tschechische Republik laut Kovanda Hunderte
von Milliarden Kronen für die neuen Dukovany-Blöcke zahlen, ohne dass
die so ausgegebenen Mittel einen zufriedenstellenden Multiplikatoreffekt
in der heimischen Industrie haben.

In den letzten Tagen reiste der Industrie- und Handelsminister Lukas
Vlcek mit einem Appell nach Korea. Berichten zufolge wird die
tschechische Regierung vor dem Abschluss des endgültigen Vertrags für
das Projekt eine Garantie für eine mindestens 30-prozentige Beteiligung
tschechischer Unternehmen am Bau verlangen. "Wir wollten, dass KHNP klar
spezifiziert, wie die Verpflichtung zu einer Beteiligung der tschechischen Industrie
von insgesamt 60 % erreicht werden soll. Wir haben auch darauf
hingewiesen, dass noch vor der Vertragsunterzeichnung eine Garantie in
Höhe von rund 30 % dieser Beteiligung gegeben werden muss", so Vlcek.
Eine solche Verpflichtung sei jedoch nicht Teil der
Ausschreibungsbedingungen gewesen, da sie gegen die EU-Vorschriften
verstoßen hätte. Laut Vlcek wird die Verpflichtung nicht Teil des
Bauvertrags selbst sein.

Die Prahlerei von Fiala vor den Wahlen mit erfüllten Versprechen wäre
also nur eine Komödie politischer Unfähigkeit, weil ihre
Koalitionsregierung auch eine Tragödie für die Republik ist.
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