Nach der Tschechischen Republik sind weitere Länder an unseren Kernreaktoren interessiert, berichten Südkoreaner

29.08.24, Quelle: idnes.cz, Übersetzung: OIZP

Das südkoreanische Unternehmen KHNP berichtet, dass es mehr Interesse von anderen europäischen und asiatischen Ländern registriert, nachdem es im vergangenen Monat einen Auftrag im Wert von über 400 Milliarden Krone für die Lieferung von zwei Kernkraftwerksblöcken an die Tschechische Republik erhalten hat. Das Unternehmen erklärt außerdem, dass es mit den USA zusammenarbeitet und den Streit mit Westinghouse löst.

Das südkoreanische Staatsunternehmen Korea Hydro & Nuclear Power (KHNP) verfügt über fast 50 Jahre Erfahrung im Bau und Betrieb von Kernkraftwerken. Bis heute war das Unternehmen am Bau von 34 Kernkraftwerken in Südkorea und im Ausland beteiligt. Neben der Tschechischen Republik bewirbt sich das Unternehmen auch um andere Nuklearprojekte in Europa.

"KHNP steht kurz vor der Unterzeichnung von Verträgen mit Kunden in Schweden, Finnland, den Niederlanden und Slowenien", sagte Chu Ho-wang, der Generaldirektor des Unternehmens, in einem Interview mit der Agentur Bloomberg.

Seit der Bekanntgabe seines Erfolgs bei der tschechischen Ausschreibung für neue Kernkraftwerke seien auch Unternehmen aus Norwegen und Kasachstan an das Unternehmen herangetreten.

Der Erfolg bei der tschechischen Ausschreibung war der erste für KHNP in Europa. Im Kernkraftwerk Barakah, das das südkoreanische Unternehmen in den Vereinigten Arabischen Emiraten baut, sind bereits drei Blöcke in Betrieb, der vierte und letzte Block soll in der zweiten Hälfte dieses Jahres in Betrieb gehen.

Der Erfolg der Südkoreaner in der Tschechischen Republik unterstreicht den Vorteil Seouls im Rennen um das wachsende Interesse der Länder, die ihren Energiesektor dekarbonisieren wollen, an der Kernenergie, so die Agentur Bloomberg. KHNP konnte sich dank seiner Wettbewerbsfähigkeit bei den Baukosten gegen die französische Firma EDF (Electricite de France SA) und das nordamerikanische Unternehmen Westinghouse durchsetzen.

Südkorea profitiert auch von den Sicherheitsbedenken vieler westlicher Ländern, die nicht bereit sind, Reaktoren von Billiganbietern wie China und Russland zu kaufen. Diese Position kommt KHNP entgegen, da das Unternehmen unter anderem versucht, die nationalen Ziele zu erfüllen, nach denen Südkorea bis zum Jahr 2030 zehn Kernreaktoren ins Ausland exportieren will.

"Es ist ein harter Kampf, aber wir sind allen anderen weit voraus", sagte Chu Ho-wang, der im Jahre 2022 die Leitung von KHNP übernommen hat und für die Exporte verantwortlich ist. "Korea befindet sich im Moment in einer wirklich guten Position, ohne dass China und Russland auf der Bildfläche erscheinen, aber irgendwann werden wir darüber nachdenken müssen, wie wir mit ihnen konkurrieren können", fügte der 68-jährige ehemalige Professor für Kerntechnik hinzu.

Für KHNP, das auch mit rechtlichen Problemen zu kämpfen hat, laufen die Sachen jedoch nicht reibungslos. Westinghouse hat diese Woche vor Wettbewerbsbehörde des Landes einen Einspruch eingelegt und behauptet, das südkoreanische Unternehmen nutze seine Technologie und habe kein Recht, sie zu exportieren. Zuvor hatte das US-Unternehmen im Jahre 2022 geklagt, um die "unbefugte" Weitergabe seines geistigen Eigentums zu verhindern.

"KHNP versucht, den Streit mit Westinghouse zu schlichten. Wir verstärken unsere Zusammenarbeit mit den USA, einschließlich der Bemühungen um langfristige Vereinbarungen über die Absicherung von Kernbrennstoffen", bestätigte Chu Ho-wang.

Das Unternehmen arbeite daran, dass sich die Risiken aus dem Rechtsstreit mit Westinghouse nicht zu einem größeren Problem ausweiten, fügte er hinzu. "Wir hoffen, dass wir den Konflikt lösen können, bevor wir den tschechischen Vertrag abschließen", stellte er klar.

Diversifiziertes Portfolio

Auf dem heimischen Markt plant KHNP, bis zum Jahr 2028 Wasserstoff aus Kernkraft zu produzieren und bis zum Jahr 2031 den Bau eines kleinen modularen Reaktors abzuschließen, bestätigte Chu Ho-wang.

Die Komplexität der Kernenergie, einschließlich der enormen Anfangskosten, der Verzögerungen beim Bau und der strengen Sicherheitsvorschriften, erschwere die Umsetzung von Projekten auf der ganzen Welt, sagte er. "Koreas größte Stärke ist die Fähigkeit, umfassende Pakete frist- und budgetgerecht zu liefern", fügte er hinzu.

"Wir haben ein sehr breites Portfolio, wir können Reaktoren aller Größen liefern, von groß bis klein. Wir können auch bei der Modernisierung älterer Reaktoren helfen, um deren Betriebsdauer zu verlängern. Die Vereinbarung in der Tschechischen Republik beinhaltet auch einen Vorschlag zum Bau einer Wasserstoff-Fabrik, die Kernenergie nutzen würde", sagte der Generaldirektor.
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