Hitzewelle drosselt AKW in Frankreich, bereits dritte ungeplante Abschaltung im AKW Temelin binnen weniger Wochen

16.08.24, Quelle: Presse LR Kaineder

Klimawandel bedroht Atomkraft

Der französische Energieversorger EDF muss die Leistung seiner Atomkraftwerke wegen der aktuell herrschenden Hitzewelle massiv drosseln. Nach Angaben des Wetterdienstes Meteo France erreichten die Temperaturen im Südwesten Frankreichs 41°C. Viele französische AKW nutzen Flusswasser zur Kühlung, was die bereits hohen Wassertemperaturen weiter erhöhen würde. Um eine Schädigung der Ökosysteme in den Flüssen zu verhindern, ist EDF gesetzlich verpflichtet, an den betroffenen Standorten an den Flüssen Rhône und Garonne die Stromproduktion herunterzufahren. Aktuell werden die verfügbaren Kraftwerkskapazitäten täglich aktualisiert, der Verlust von bis zu 10 GW wurde für diese Woche angekündigt. So wurde das AKW Bugey 2 zwischenzeitlich vollständig abgeschaltet, die Leistung der Blöcke Tricastin 2 und 4 stunden- oder tageweise um bis zu 80 Prozent gedrosselt. Für die Kühlung aller AKW werden in der EU pro Jahr 2,5 Milliarden Kubikmeter Wasser benötigt.

Dieser Sachverhalt wirkt sich auch auf die Planungen der tschechischen Regierung für den Bau weiterer AKW-Blöcke am Standort Dukovany aus, der dortige Fluss Jihlava führt zu wenig Wasser, um eine ausreichende Kühlung der neuen Blöcke bereitzustellen. Dies ist auch dem südkoreanischen Reaktorbauer KHNP bekannt, der kürzlich im Ausschreibungsverfahren den Zuschlag erhalten hat. Als Lösung soll auf ein Trockenkühlsystem gesetzt werden, damit haben die Koreaner allerdings keine technische Erfahrung, da deren AKW am Meer liegen.

"Die aktuelle Hitzewelle und zunehmende Trockenheit zeigt klar eine weitere Problematik der Atomkraft auf: AKW verbrauchen Unmengen kostbaren Wassers. Ein Teil davon wird verdampft, ein anderer Teil wird erwärmt wieder in die Flüsse abgegeben. Ein Kühlturm im AKW Temelín verdampft über 400 Liter Wasser in der Sekunde. Die Atomkraft ist keine Lösung für den Klimaschutz, sie behindert eine nachhaltige Energiewende und die Auswirkungen treffen die AKW-Betreiber auch selbst", so Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.

Bereits zum dritten Mal in wenigen Wochen musste gestern ein Block des AKW Temelín ungeplant vom Netz getrennt werden. Als Grund wurde vom Kraftwerkssprecher die Auslösung eines Blitzschutzes in einem der vier Umspannwerke genannt. Die fehlende Stromauskoppelung löste eine automatische Abschaltung aus. Der Reaktor wurde nicht abgekühlt, sondern im sogenannten "heißen Zustand" behalten, um diesen schneller wieder an das Netz bringen zu können. Die Inspektionen der Anlagen, einschließlich der Überprüfung des Umspannwerks, sind im Gange. Zum ersten Mal wurde der erste Block am 17. Juli vom Netz genommen, um eine Klappe zu reparieren, die im Wasserkreislauf zwischen den Kondensatoren und Kühltürmen liegt. Der zweite Block wurde am 30. Juli wegen Turbinenvibrationen außerplanmäßig abgeschaltet, die von den AKW-Ingenieuren in einem weiteren geplanten Stillstand am 2. August stabilisiert wurden.
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