Warum die tschechische AKW-Ausschreibung für EDF so wichtig ist

20.05.24, Quelle: hrot24.cz, Übersetzung: OIZP/BIU

Der französische Staatskonzern EDF wartet mit Spannung auf die Entscheidung der tschechischen Regierung, wer bis zu vier neue Blöcke in den Kernkraftwerken Temelin und Dukovany bauen wird. Der Auftrag hat einen Wert von Hunderten von Milliarden Kronen. [...]

Das Energieunternehmen EDF (Électricité de France), das sich seit dem letztem Jahr vollständig im Besitz des französischen Staates befindet, hofft, die tschechische Ausschreibung für den Bau von bis zu vier neuen Reaktoren an den Standorten der tschechischen Kernkraftwerke Temelin und Dukovany gewinnen zu können.

Sollte sich der französische Bieter am Ende durchsetzen und auch das staatliche südkoreanische Unternehmen KHNP (Korea Hydro & Nuclear Power) schlagen, wäre dies ein wichtiger Impuls für sein künftiges Geschäft außerhalb Frankreichs, berichtete die Agentur Reuters.

Tatsächlich hat EDF zuletzt vor acht Jahren einen Auftrag im Ausland gewonnen, als es im Jahre 2016 das Projekt Hinkley Point C auf den britischen Inseln an Land zog. Sollte sich die tschechische Regierung für die Franzosen entscheiden, könnte der in Paris ansässige Konzern auch bei künftigen Ausschreibungen für neue Kernkraftwerke mit dieser Referenz auftreten.

"Alle beobachten die Entscheidung Prags", sagte Vakis Ramany, der für internationale Atomprojekte zuständige Vizepräsident der Firma EDF, im April.

Das Unternehmen steht auch in Frankreich selbst in der Kritik, wo es 56 Reaktoren betreibt, aber gleichzeitig Probleme hatte, den Bau seines neuesten Projekts, des Europäischen Druckreaktors (EPR) mit einer installierten Leistung von 1.650 Megawatt in der Anlage in Flamanville, abzuschließen, wo der Bau im Jahre 2007 mit einem ursprünglichen Budget von 3,3 Milliarden Euro (82 Milliarden Kronen) und einer Fertigstellung im Jahr 2012 begann.

Seitdem haben sich der Zeitplan und das Budget mehrmals geändert, und erst im Mai dieses Jahres wurde mit der Beladung des Reaktors mit Kernbrennstoff begonnen. Die Gesamtkosten für die Fertigstellung des Reaktors wurden im Jahr 2022 auf 13,2 Mrd. Euro (327 Mrd. Kronen) geschätzt.

Aus diesem Grund wächst bei einigen Nuklearexperten die Skepsis, ob das französische Staatsunternehmen in der Lage ist, andere Projekte innerhalb des ursprünglichen Zeit- und Kostenrahmens durchzuführen.

In der Zwischenzeit hat sich EDF das ehrgeizige Ziel gesetzt, nach dem Jahr 2030 auf dem alten Kontinent ein bis zwei Reaktoren pro Jahr fertig zu stellen. Vor allem die französische Kernkraftwerksflotte soll modernisiert werden. "Dieses Tempo ist notwendig, um unsere Leistung von einem Projekt zum nächsten kontinuierlich zu verbessern und so die Synergien zu maximieren", betonte Ramany.

Frankreich ist seit langem ein Befürworter des Baus neuer Kernkraftwerke in der EU, da diese emissionsfrei sind und eine stabile Energieversorgung gewährleisten. Die Kosten für den Bau eines 1.600-MW-EPR-Reaktors belaufen sich laut der französischen Zeitung Les Echos auf rund zehn Milliarden Euro (248 Milliarden Kronen).

EDF verspricht für den Fall, dass es den Zuschlag für den tschechischen Auftrag erhält, die tschechische Atomindustrie weitgehend in den Bau einzubeziehen und könnte bis zu sechzig Prozent des Finanzvolumens des Auftrags beisteuern. Für tschechische Verhältnisse soll es sich um ein vereinfachtes Modell des Druckwasserreaktors EPR1200 mit einer Leistung von 1200 MW handeln. Die endgültige Entscheidung darüber, wer die nächsten Kernkraftwerke in der Tschechischen Republik bauen wird, soll nach dem 15. Juni fallen, wenn Vertreter von CEZ die Angebote von EDF und KHNP auswerten und die Regierung danach den Gewinner auswählt.
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