Die tschechische Regierung will kleinere Atomstromquellen nutzen

09.06.23, Quelle: Pravo, Seite 12, Martin Prochazka, Übersetzung: OIZP/BIU

Der Ständige Ausschuss für den Bau neuer Kernkraftwerke hat diese Woche der Regierung einen Aktionsplan für die Entwicklung kleiner und mittlerer Reaktoren in der Tschechischen Republik zur Prüfung empfohlen.
"Der tschechische und europäische Energiesektor steht vor großen Herausforderungen, sowohl durch die Auswirkungen der russischen Aggression als auch im Rahmen des Dekarbonisierungsprozesses. Es ist daher notwendig, eine ausreichende Energieversorgung für die Industrie und die Bürger sicherzustellen", sagte der Minister für Industrie und Handel und Ausschussvorsitzende Jozef Síkela.

Sein Ministerium bereitet eine Aktualisierung des staatlichen Energiekonzepts vor, in dem die Kernenergie neben den erneuerbaren Energiequellen eine Schlüsselrolle spielen soll.
Vorrang haben die Vorbereitung des neuen Reaktors in Dukovany und der Bau weiterer Blöcke in den Kraftwerken Dukovany und Temelin.
"Wir setzen aber auch auf den Einsatz kleinerer und mittlerer Reaktoren", fügte Síkela hinzu. Aus den bisherigen Ergebnissen der Analysen der zu erwartenden Erzeugungsadäquanz geht hervor, dass selbst der Bau von drei bis vier großen Blöcken für den Bedarf der Tschechischen Republik nicht ausreichen könnte und es daher notwendig ist, das Strom- und Wärmesystem in Zukunft mit kleinen und mittleren Reaktoren zu ergänzen.

Die ersten nach dem Jahr 2030
Kleine modulare Reaktoren, die im Gegensatz zu konventionellen Reaktoren weitgehend in einer Fabrik gebaut werden können, könnten sich nach dem Jahr 2030 durchsetzen. Sie könnten außer Betrieb gehende Kohlekraftwerke ersetzen oder zur Wärmeerzeugung für die tschechischen Städte dienen.

Das Energieunternehmen CEZ will den ersten solchen Block in Temelin um das Jahr 2032 in Zusammenarbeit mit ausländischen Anbietern in Betrieb nehmen.
"Wir verhandeln derzeit mit einer Gruppe von sieben potenziellen Lieferanten. Jeder von ihnen befindet sich in einem gewissen Stadium der Konzeptentwicklung und einige von ihnen sind bereits im Genehmigungsverfahren. Das wird einer der Hauptaspekte bei unserer Entscheidung sein, wie weit sie im Lizenzierungsprozess gehen können. Unser Ziel ist es, dass der erste dieser Reaktoren im Jahr 2032 in Betrieb geht", erklärte Silvana Jirotkova, die bei CEZ das Team leitet, das sich mit der Entwicklung und dem Bau dieser Reaktoren befasst, gegenüber der Zeitung Pravo. Ihr zufolge könnten in der Tschechischen Republik bis zum Jahr 2045 bis zu zehn Anlagen in Betrieb sein.
"Etwa 3.000 Megawatt Leistung aus stillgelegten Anlagen müssen bis zum Jahr 2045 ersetzt werden. Je nach Größe des gewählten kleinen Reaktors bedeutet dies etwa zehn SMR. Nicht zehn Standorte, sondern zehn Reaktoren. Es können aber auch weniger sein, wenn wir uns für einen der größeren Reaktoren entscheiden", so Jirotkova.

Die Firma CEZ hat bisher Kooperationsvereinbarungen im Bereich der kleinen modularen Reaktoren mit NuScale, GE Hitachi, Rolls Royce, EDF, Westinghouse, KHNP und Holtec unterzeichnet. Sie beabsichtigt, sich über ihre Tochtergesellschaft UJV Rez an der Forschung und Entwicklung von kleinen modularen Reaktoren dieser Unternehmen zu beteiligen.
Die französische EdF will mit ihrem Nuward-Projekt einen 340-MW-Reaktor anbieten, der einem Block eines Kohlekraftwerks entspricht.
Ein weiterer Bieter, das nordamerikanische Unternehmen Westinghouse, stellte im Mai das Reaktorkonzept AP 300 vor. Dabei handelt es sich um einen modularen 300-MW-Reaktor, der auf dem in Betrieb befindlichen AP1000-Reaktor basiert, einschließlich der wichtigsten Ausrüstungen, Strukturelemente, der passiven Sicherheit und des Brennstoffs. Der neue Reaktor ist für einen Lebenszyklus von mehr als 80 Jahren ausgelegt.

Das Konzept für den kleinen modularen Reaktor wurde ebenfalls von Rolls-Royce aus dem Vereinigten Königreich vorgestellt. Die geplante Lebensdauer beträgt 60 Jahre. Die installierte Leistung beträgt 470 MW. Damit ist sie vergleichbar mit dem einen Block der Atomanlage in Dukovany. Die Bauzeit der Anlage soll fünf Jahre nicht überschreiten. Neunzig Prozent der SMR sollen in der Fabrik hergestellt und zum Einsatzort transportiert werden.
↑ Nach oben ↑