atomstopp: TSCHERNOBYL – Besonders atomengagierte europäische Premierminister wurden von atomstopp_Aktivist_innen zum Lokalaugenschein nach Tschernobyl eingeladen

25.04.14 - Einladung an David Cameron (GB), Viktor Orbán (H) und Bohuslav Sobotka (CZ)

Aktivist_innen von atomstopp_oberoesterreich werden Anfang Mai zu einem Lokalaugenschein nach Tschernobyl reisen. Alleine die Vorbereitung auf diese Reise löst bei den Aktivist_innen bereits Beklemmung aus und erzeugt ein Gefühl der Ohnmacht und auch der Wut. Viele bekannte Bilder vom 28 Jahre zurückliegenden Supergau tauchen auf: Bilder, die mit Zerstörung, Flucht, Angst assoziiert werden …

„Wir denken, die besonders atomengagierten europäischen Premierminister Cameron, Orbán und Sobotka sollten sich persönlich in Tschernobyl ein Bild vom atomaren Irrsinn machen und sich über die auf weitere hunderte Jahre unabsehbaren Folgen persönlich informieren. Und dann steht es den Regierungschefs frei, sich vorzustellen, wie es in Großbritannien, in Ungarn oder in Tschechien aussehen mag, wenn ein Supergau passiert, die Menschen Hals über Kopf ihre Häuser und Wohnungen verlassen müssen, Kinder ihr Spielzeug liegen lassen und flüchten. Flüchten vor der tödlichen Strahlung. Wer wie Cameron, Orbán oder Sobotka auf Atomkraft setzt, muss sich auch mit dem schlimmsten aller Szenarien auseinandersetzen! Deshalb nochmals die Einladung an die Premierminister zum einem Lokalaugenschein nach Tschernobyl!“, so Roland Egger und Gabriele Schweiger, Sprecher von atomstopp_oberoesterreich.

Weitere Informationen:
Roland Egger + 43 680 23 93 019
Gabriele Schweiger + 43 680 33 33 625

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Offener Brief an David Cameron, Viktor Orbán und Bohuslav Sobotka:

Sehr geehrte Herren Premierminister,

in manchen Staaten der Europäischen Union setzt Umdenken ein: Atomkraft wird zunehmend als ökologischer und ökonomischer Irrsinn erkannt.
Nicht nur der Neubau, sondern selbst der laufende Betrieb von Atomreaktoren ist oft wirtschaftlich nicht darstellbar. Große Energieversorger wie E.ON und RWE in Deutschland ziehen die Notbremse und steigen früher als geplant aus der Atomkraft aus. Viele Projekte in Europa lassen sich nicht realisieren, weil sich niemand findet, der in Atomkraft investiert. Nicht etwa aus ökologischen oder ethischen Gründen, nein, vielmehr wegen ganz nüchtern ermittelter Unwirtschaftlichkeit. Dass ausgerechnet in den von Ihnen regierten Staaten die ökonomischen Uhren anders gehen sollten, ist nicht anzunehmen und die vorläufige Absage des Ausbaus von Temelin wohl ein schlagender Beweis dafür
Die Fakten sind erdrückend: viele Kosten werden auf die Allgemeinheit abgewälzt und Atomkraft entpuppt sich somit als die am höchsten subventionierte Energieform in Europa. Wer bezahlt die Suche nach einem für die Lagerung der hochradioaktiven Abfälle geeigneten Lager? Wer bezahlt die Sicherung der Transporte von abgebrannten Brennstäben? Wer zahlt bei einem Supergau? Die Atomkonzerne? Jene Konzerne, die früher mit der Produktion von Atomstrom Gewinne realisierten? Mit ihren lächerlich, ja verschwindenden Haftungssummen?
Nein: Der allgemeine Staatshaushalt wird zur Kassa gebeten, die Steuerzahler_innen also. Und im Fall eines Supergaus auch die Bevölkerung von Nachbarstaaten, die Europäische Union.
Noch ein Beweis gefällig? TSCHERNOBYL und die FOLGEN … auch fast drei Dekaden nach dem Supergau - UNABSEHBAR.
Immer noch fließen Milliarden Euro in die Sicherung des havarierten Atomreaktors. Alleine der neue Sarkophag wird 2,3 Milliarden Euro kosten! Die Ukraine ist auf internationale Unterstützung angewiesen. Der Sarkophag soll die nächsten 100 Jahre die Menschheit vor den tödlichen Strahlen schützen. Und dann?
Dann – oder schon früher - wird ein neuer Sarkophag gebaut werden, für die nächsten 100 Jahre: es werden Menschen sich damit auseinandersetzen müssen, die heute noch nicht geboren sind. Denen wird eine Hypothek hinterlassen. Diese Menschen werden weiter die Rechnung für den atomaren Irrsinn zahlen! Und sie werden weiter auch die Folgen spüren: erhöhte radioaktive Belastung in weiten Teilen Europas! Unabsehbare negative Auswirkungen auf die Gesundheit!
Sehr geehrte Herren Premierminister! Schaut man in Ihre Länder – nach Ungarn, nach Großbritannien, nach Tschechien – hat man den Eindruck, das alles rührt Sie wenig. Vielleicht ist TSCHERNOBYL einfach zu weit weg, nicht in ihrem Blickfeld, wenn Sie darüber fantasieren, die Atomkraft in Ihren Ländern auszubauen.
Vertreter_innen von atomstopp werden Anfang Mai nach TSCHERNOBYL reisen, sich ein Bild vor Ort machen, die Folgen des atomaren Irrsinns hautnah betrachten.
Wir laden Sie ein – sehr geehrte Herren Premierminister – begleiten Sie uns auf dieser Reise nach TSCHERNOBYL. Lassen Sie uns gemeinsam vor verlassenen Gegenden stehen und über die „Segnungen“ der Atomkraft philosophieren...
Und dann steht es Ihnen frei, sich vorzustellen, wie es in Ungarn, in Großbritannien oder in Tschechien aussehen mag, wenn ein Supergau passiert, die Menschen Hals über Kopf ihre Häuser und Wohnungen verlassen müssen, Kinder ihr Spielzeug liegen lassen und flüchten. Flüchten, vor der tödlichen Strahlung. Wollen Sie sich wirklich persönlich für die Schaffung eines derartigen Risikopotenzials in Ihren Heimatländern verantwortlich machen? Trauen Sie tatsächlich denjenigen, die, wie zuvor auch in Russland oder Japan ihren politischen Wegbereitern versichert hatten, alles sei ganz harmlos und gefahrenfrei?
Wir sind überzeugt, dass Sie bei Ihrer Entscheidung für den Ausbau der Atomkraft auch das schlimmste denkbare Szenario berücksichtigen müssen: den Supergau.
Die Details unserer Reise lassen wir Ihnen persönlich zukommen. Wir werden es hoch schätzen, wenn Sie sich mit uns diesem Lokalaugenschein stellen!

Mit besten Grüßen
Roland Egger
Gabriele Schweiger
Sprecher von atomstopp_oberoesterreich
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