Neue Kernkraftwerksblöcke werden uns den teuersten Strom in Europa liefern

06.05.24, Quelle: a2alarm.cz, Stanislav Biler, Übersetzung: OIZP/BIU

Es ist erstaunlich, wie wenig sich die tschechische Öffentlichkeit über die extremen Kosten für den Bau von Kernkraftwerken Gedanken macht, die einen Staatshaushalt leicht übersteigen können. Wir werden ihren Betrieb über Jahrzehnte subventionieren.

Die tschechische Gesellschaft ist ein Fan der Kernenergie, und es gibt praktisch niemanden, der den Bau neuer Kernkraftwerke bestreitet, abgesehen von einsamen Stimmen. Lange Zeit wurde über den Bau von ein oder zwei neuen Kernkraftwerken diskutiert, bis es plötzlich vier sind, deren Kosten den tschechischen Haushalt übersteigen könnten und die die Menschen irgendwann bis zum Jahr 2080 zurückzahlen werden.

Die Entscheidung der Europäischen Kommission über die mögliche Finanzierung der Kernkraftwerke wurde in der Tschechischen Republik als unser Sieg gefeiert, aber bei näherer Betrachtung sieht es wie eine Katastrophe aus. Das Finanzierungssystem basiert darauf, dass die Tschechische Republik der Energiefirma CEZ ein Darlehen gewährt oder einen Baukredit mit einer Laufzeit von dreißig Jahren ab Inbetriebnahme garantiert. Gleichzeitig verpflichtet sich unser Land, vierzig Jahre lang Strom zu einem vorher festgelegten Preis zu kaufen. Der dritte Punkt sagt, dass der Staat, also wir, für den Fall, dass etwas Unvorhergesehenes eintritt, erneut Garantien gewährt.

Dies wird von einer Regierung, die von sich behauptet, fiskalisch verantwortlich zu sein, als Gewinn dargestellt. Sie plant, irgendwann zwischen den Jahren 2040 und 2080 Strom aus dem neuen Block zu einem vorher festgelegten Preis zu kaufen, unabhängig davon, wie viel Strom in Europa zu diesem Zeitpunkt erzeugt wird.

Schon heute ist die Tschechische Republik eines der Länder mit dem teuersten Strom in Europa, wenn auch aus anderen Gründen. Es gibt mehrere Gründe, warum Strom aus neuen Atomanlagen extrem teuer ist und sein wird, aber der Hauptgrund ist einfach. Der Bau eines neuen Kernkraftwerks ist extrem teuer, er dauert lange und die Erfahrungen der letzten Jahre in Europa waren düster. In Finnland haben die Franzosen vierzehn Jahre länger für den Bau von Olkiluoto gebraucht und das Budget um das Vierfache überschritten.

Um den daraus resultierenden Strom für die Tschechen billiger zu machen, wollte der Staat den Preis für sechzig Jahre garantieren und die Zahlungen für die Kernkraftwerke über die Zeit verteilen. Die Europäische Kommission hat diesen Zeitrahmen jedoch auf vierzig Jahre verkürzt, was einen höheren Strompreis bedeutet. Gleichzeitig wird ein Rückzahlungssystem ähnlich dem des britischen Kraftwerks Hinkley Point C angepasst, einem britischen Albtraum, der ebenfalls von der französischen Firma EDF, dem derzeitigen Favoriten für Kernkraftwerke im eigenen Land, gebaut wird.

Das Vereinigte Königreich hat verlauten lassen, dass es nie wieder ein Kernkraftwerk auf diese Weise bauen oder finanzieren wird, weil es extrem teuer und nachteilig für die Bürger ist, die dafür bezahlen müssen. Glücklicherweise sind die Tschechen viel reicher als die Briten, so dass sie sich darüber keine Sorgen machen müssen.

Der britische Albtraum....

In Großbritannien wurde das Projekt im Jahre 2016 nach etwa einem Jahrzehnt mit verschiedenen Verzögerungen auf den Weg gebracht. Nach den ursprünglichen Versprechungen des EDF-Managements sollten dabei die Briten bereits im Jahre 2017 einen Truthahn mit Strom aus dieser Atomanlage braten. Zum Zeitpunkt des Baubeginns sollte das Kraftwerk 18 Milliarden Pfund kosten und im Jahre 2025 in Betrieb gehen. Seitdem gab es zahlreiche Aktualisierungen des Preises und des Zeitplans. Derzeit ist vom Jahre 2031 die Rede und die geschätzten Kosten, die jedoch auf der Grundlage der ursprünglichen Preise von 2015 berechnet wurden, belaufen sich auf 31 bis 34 Mrd. Pfund, also fast das Doppelte. Der tatsächliche Preis ist jedoch viel höher: Laut EDF-Jahresbericht bis zu 46 Milliarden Pfund für die beiden Blöcke. Das sind etwa 700 Milliarden Kronen pro Block. Der Preis pro Megawattstunde wird auf etwa 130 Pfund geschätzt, also etwa das Doppelte dessen, was man normalerweise in Großbritannien für Strom bezahlt.

Die Preisdifferenz wird von den britischen Bürgern 35 Jahre lang bezahlt. Dies ist auch der Plan für die Tschechische Republik.

Wenn die Tschechische Republik diesen Plan umsetzt, könnte der Kernkraftwerksblock frühestens im Jahre 2040 oder später in Betrieb gehen. Im Moment wetten wir also darauf, dass der Energiemarkt in etwa 16 Jahren so aussehen wird wie heute, und dass diese Situation noch weitere 40 Jahre andauern wird, in denen der Staat Strom zu einem festen Preis kaufen wird. Es ist, als ob eine massive Umgestaltung des gesamten Energiesektors nicht stattfinden würde.

Gleichzeitig wollen wir nicht nur ein Kraftwerk, sondern gleich vier, mit einem zusätzlichen Kraftwerk, das Petr Fiala und Pavel Blazek für die Warmwasseraufbereitung in Brünn errichten wollen, was seltsamerweise kein Witz ist. Die Gesamtkosten für den Bau werden den Staatshaushalt der Tschechischen Republik, die sonst vergeblich nach Milliarden zum Beispiel für die Bezahlung von Schulköchen sucht, bei weitem übersteigen. Wir wissen mit Sicherheit, dass spätestens im Jahr 2080 kein Geld mehr für irgendetwas da sein wird. Die Tschechische Republik hat alles auf die Technologie gesetzt, für die als für die einzige der Staat zahlen und die er garantieren muss. Alle anderen vorhandenen Energiequellen wollen von jemand anderem bezahlt, gebaut, betrieben und versichert werden.

Es ist durchaus möglich, dass unsere Kernkraftwerke im europäischen Netz nicht verloren gehen. Die Frage ist, ob es wirklich notwendig ist, dass die tschechischen Bürger dafür bezahlen. Gibt es einfach keine Möglichkeit, dass wir diese Hunderte von Milliarden nicht besser für den Wohlstand und die Zukunft des Landes einsetzen könnten?
↑ Nach oben ↑