Den Strom mit den Nachbarn teilen? Österreich ist auf diesem Weg am weitesten

22.11.23, Quelle: Trebicsky denik, Seite 4, Übersetzung OIZP/BIU

Das Konzept der Gemeinschaftsenergie, bei dem lokale Gemeinschaften zusammenarbeiten, um saubere Energie zu erzeugen, zu verteilen und zu nutzen, gewinnt weltweit an Popularität. Unser Artikel befasst sich mit Beispielen aus dem Ausland.

Das österreichische Energiesystem weist viele Ähnlichkeiten mit dem tschechischen auf, was das Verteilungsnetz und die Energiegesetze betrifft. Nach Ansicht von Experten bietet das Land geeignete wirtschaftliche und geografische Bedingungen für die Entwicklung von Gemeinschaftsenergie, einschließlich Photovoltaikanlagen und erneuerbaren Energiequellen in ländlichen Gebieten. "Das dortige Modell bringt den Verbrauchern niedrigere Energiepreise und schützt sie vor Schwankungen an den Energiebörsen.
Gemeinschaftsstrom ist von der Stromsteuer, der Mehrwertsteuer und der Förderabgabe für erneuerbare Energien befreit, was die Attraktivität der Gemeinschaftsenergie erhöht", sagt Michal Pchalek, Jurist bei Endors.
Österreich gewährt auch Rabatte auf die Verteilungsgebühren für Gemeinden, die Strom über kurze Entfernungen gemeinsam nutzen. Die Rabatte unterscheiden sich je nach Art der Energiegemeinschaft und reichen von 28 bis 64 Prozent.
In Österreich gibt es vier Haupttypen von Energiegemeinschaften: gemeinsam agierende Kunden-/Verbrauchergruppen, lokale Energiegemeinschaften, regionale Energiegemeinschaften und Bürgerenergiegemeinschaften.
Diese Gemeinschaften verwenden intelligente Zähler, die in kurzen Abständen den Energieverbrauch messen. Sie sollen eine gerechte Verteilung des gemeinsam genutzten Stroms ermöglichen.

EIN EFFIZIENTES SYSTEM IN DEUTSCHLAND
In Deutschland ist der Betrieb von Energiegemeinschaften auf breiterer geografischer Basis noch nicht in Sicht. Aber es gibt ein Konzept namens Mieterstrom, das den kollektiven Selbstverbrauch in einem einzelnen Wohnhaus fördert. "Das Mieterstrom-Modell ermöglicht es den Betreibern erneuerbarer Energien, den Strom an die Wohnungseigentümer oder Mieter in einem Gebäude zu verkaufen, das sich in unmittelbarer Nähe der Quelle befindet", beschrieb Pchalek.
Dies bedeute, dass der Strom vor Ort verbraucht werde, was unter anderem die Abhängigkeit vom öffentlichen Verteilungsnetz verringere.

EINSCHRÄNKUNGEN IN FRANKREICH
In Frankreich gibt es eine geografische Beschränkung: Die Verbrauchsstellen bzw. die erneuerbaren Energiequellen dürfen in städtischen Gebieten nicht mehr als zwei Kilometer und in ländlichen Gebieten nicht mehr als zwanzig Kilometer voneinander entfernt sein. Allerdings steht das Land vor einer Herausforderung bei den Rabatten auf die Verteilungsgebühren. Trotz der minimalen Nutzung des Übertragungsnetzes durch die Energiegemeinschaften werden keine Rabatte auf die Verteilungsgebühren gewährt, was ihre wirtschaftliche Attraktivität für die Einwohner verringert. "Diese Maßnahme kann sich negativ auf die Motivation der Menschen auswirken, sich an der Bürgerenergie zu beteiligen", warnte Pchalek.
Er sagte, dass lokale Modelle zur Finanzierung von Bürgerenergieprojekten wie Crowdfunding (eine größere Anzahl von Einzelpersonen, die einen kleineren Betrag zu einem Zielbetrag beitragen) oder das Leasing von Kraftwerken interessant seien. Diese Instrumente können das für den Aufbau erneuerbarer Energien benötigte Kapital und die Motivation für ein Engagement in der Bürgerenergie bereitstellen.

DIE RICHTIGE VERTEILUNG? DER SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG
Ein entscheidendes Element für den Erfolg von Energiegemeinschaften und für die Motivation zum lokalen Stromverbrauch ist nach Ansicht von Experten die richtige Festlegung des so genannten Verteilungsschlüssels. "Er drückt den Prozentsatz und die Art der Aufteilung des aus der gemeinsamen Quelle entnommenen Stroms auf die einzelnen Haushalte oder Verbrauchsstellen aus", erklärt der Jurist von Endors.
In dieser Hinsicht können sich die tschechischen Gesetzgeber, die eine Gesetzgebung zur Einführung der Gemeinschaftsenergie ausarbeiten, an Frankreich oder Portugal orientieren. "Diese Länder ermöglichen die Wahl zwischen verschiedenen Methoden der Stromzuteilung, darunter statische, dynamische und kombinierte Schlüssel. Das französische Modell erlaubt es den Gemeinden sogar, ihre eigene spezifische Methode zu wählen, wenn die Bedingungen des Verteilernetzes dies zulassen. Diese Flexibilität kann eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung der Entwicklung von Gemeinschaftsenergie spielen", fügte Pchalek hinzu.
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