Atommülllager: Der Widerstand wächst

06.05.23, Quelle: Mlada fronta DNES, Antonín Pelisek, Übersetzung: OIZP/BIU

Gemeinden wollen keine Terrain-Untersuchung für Endlager für radioaktive Abfälle

TEMELIN - In der Umgebung der Standorte, die für den möglichen Bau eines Endlager für radioaktive Abfälle vorausgewählt wurden, hat eine Terrain-Untersuchung begonnen. Das Umweltministerium hat nun den betroffenen Gemeinden ein Ansuchen um die Eröffnung der geologischen Arbeiten geschickt. Die Verwaltung der Lagerstätten radioaktiver Abfälle (SURAO) kümmert sich um die Vorbereitungen für die Festlegung des passenden Standorts. In der Region Südböhmen hat sie den Standort Janoch bei Temelin ausgewählt. Weitere Standorte sind Horka und Hradek im Kreis Vysocina und Brezovy potok in der Region Pilsen. Alle Gemeinden sind mit der Untersuchung nicht einverstanden.


"Man muss wissen, wie fest das Gestein ist, ob es irgendwo gebrochen ist, wie das Wasser darin fließt und wie seine genaue Zusammensetzung ist. Und vor allem, wie sich die Tiefe auf all diese Parameter auswirkt", erklärt Marek Vencl, Leiter der geologischen Abteilung bei SURAO.
Der Staat will den endgültigen Standort bis zum Jahr 2028 auswählen und das Tieflager bis zum Jahr 2050 bauen. Der unterirdische Bereich wird zwei bis drei Quadratkilometer groß sein, während es an der Oberfläche mit einer Fläche von 15 bis 20 Hektar gerechnet wird. Für den Standort Janoch bedeutet dies, dass er vier Kataster umfassen wird - Driten, Hluboka nad Vltavou, Olesnik und den größten Teil in Temelin. Insgesamt wird die Untersucung mehr als 22 Quadratkilometer umfassen.

"Wir lehnen die Erkungsarbeiten ab"

Die Räte der betroffenen Gemeinden haben ihre Position zum Antrag auf die Untersuchung des Gebietes für spezielle Eingriffe in die Erdkruste erörtert. Die Stellungnahme von Hluboka nad Vltavou wurde vom Bürgermeister Tomas Jirsa unterzeichnet. Ihm zufolge ist sie seit mehreren Jahren unverändert und negativ. "Der Stadtrat lehnt den Plan zur Aufnahme von Erkundungsarbeiten in der Lokalität Janoch ab", heißt es im genehmigten Beschluss. Von den 19 Anwesenden sprachen sich 16 gegen die Erkundungsarbeiten aus, einer enthielt sich und zwei stimmten dafür. Auch Jirsa stimmte dagegen.


"Dies ist vor allem auf die Angst vor Unruhen, die Medialisierung und den Widerstand von Aktivisten zurückzuführen. Ich erinnere mich noch an diese Ereignisse, als das Kernkraftwerk Temelin gebaut wurde. Diese Art von Aufmerksamkeit können wir hier nicht gebrauchen", sagte Jirsa.

Die Gemeindevertreter von Olesnik lehnten die Erkundungsarbeiten mit allen ihren Stimmen ab. Sie haben sich bereits zu den Plänen für ein Tieflager auf ihrem Land geäußert und darauf hingewiesen, dass ihr Gebiet durch die ökologische Belastung der Uranerzaufbereitungsanlage belastet ist. Weitere ähnliche Projekte würden die Entwicklung des Dorfes zerstören, sagten sie.

Die Gemeinderäte von Temelin lehnten den Antrag ebenfalls ab. Einige von ihnen stört, dass sie nicht mehr Informationen über das Projekt haben. "Es beunruhigt mich, dass die Bohrungen hier die Grundwasserquellen gefährden werden. Ich wohne in Nova Ves an der Grenze des geplanten Endlagers, wo es keine öffentliche Wasserversorgung gibt", beschwerte sich Katerina Faktorova.

Katerina Vernerova aus der Siedlung Coufalka in der Nähe des nicht mehr existierenden Dorfes Knin macht sich ebenfalls Sorgen um Wasser und Wohnraum. Sie zog im Jahre 2014 auf der Suche nach Ruhe in der Natur auf den Hof in der Nähe des Waldes. Sie hat zwei Kinder und hält sich Haustiere. "Damals war hier noch nicht die Rede von einem Endlager, es tauchte erst vor zwei Jahren auf der Liste der ausgewählten Standorte auf. Das geplante Areal soll nur 250 Meter von meinem Haus entfernt sein. Von SURAO habe ich erfahren, dass hier eine Wand gegen Lärm errichtet wird. Und dass in der Umgebung 20 ha des Waldes entfernt werden,« sagte Wernerova.

Gemeinden wollen eine stärkere Position

Kommunen und Verbände aus den ausgewählten Standorten sprechen sich seit mehreren Jahren gegen das so genannte Atomgesetz aus, das auch die Lagerung radioaktiver Abfälle betrifft. Der Verband Plattform gegen das Atommüllendlager, in dem sich unter anderem 35 Städte und Gemeinden zusammengeschlossen haben, kritisiert die allzu autoritäre Haltung des Staates. Die Gemeinden können sich zwar zu dem Projekt äußern, haben aber keine Möglichkeit, ein Veto einzulegen.
"SURAO hat mit dem Erkundungsverfahren begonnen, noch bevor das geänderte Gesetz verabschiedet wurde. Selbst dies berücksichtigt nicht die Rechte der lokalen Selbstverwaltungen, wie es in anderen entwickelten europäischen Ländern der Fall ist", kritisiert Antonin Seknicka, Sprecher der Plattform.

Vorzugsweise im Geheimen

Die Novelle wurde diese Woche vom Unterhaus in erster Lesung angenommen. Nach Angaben der Regierung erweitert sie die Kompetenzen der betroffenen Gemeinden, soll aber gleichzeitig die Vorbereitungen für den Bau eines Tieflagers für radioaktive Abfälle beschleunigen.
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