Atommülllager bei Temelin? Die Gemeinden erhalten bereits Geld vom Staat

16.04.23, Quelle: Jihocesky denik, Übersetzung: OIZP/BIU

Den Menschen dort genügen die Reaktoren und Mydlovary

Mit den Kühltürmen des Atomkraftwerks Temelin in Sichtweite versammelten sich am Samstag Bewohner von Dörfern und Siedlungen in den Katastern Temelin, Driten, Purkarec und Olesnik sowie weitere Bewohner Südböhmens auf der Festung Bysov in der Budweiser Region, um ein klares Nein zum Bau eines Endlagers für Atommüll am Standort Janoch zu sagen. Neben den Organisatoren der Initiative Stop Janoch sprachen auch einige Temeliner Gemeindevertreter auf der Versammlung, wobei Josef Vaca, der Bürgermeister von Temelin, als der einzige von den Bürgermeistern der Gemeinden kam, die von dem riesigen Endlager betroffen wären.

Edvard Sequens, Sekretär der Plattform gegen das Atommüll-Endlager, sprach auch beim Tag gegen das Atommüll-Endlager. "Das Industrieministerium hat gesagt, dass hier die größte Akzeptanz für das Endlager zu erwarten ist. Aber wir denken, dass das vor allem daran liegt, dass die Menschen nichts davon wissen, obwohl die Bürgermeister vor Ort schon seit dem Jahr 2016 davon informiert sind."

"Es mag unglaublich klingen, aber ich habe erst nach Ostern dieses Jahres von den Leuten davon erfahren. Ich war sehr überrascht, weil wir das letzte Mal vor ein paar Jahren eine Petition gegen den ursprünglichen Standort, der etwas weiter weg war, unterschrieben haben und ich in der Annahme lebte, dass das das Ende der Sache sei. Niemand hat uns offiziell darüber informiert, dass der Standort verschoben wurde und die Verhandlungen nicht abgebrochen wurden, sondern genau das Gegenteil", gab der Temelíner Gemeinderat Pavel Hecko zu.

"Hier soll der erste modulare Reaktor des Landes gebaut werden, das Umspannwerk Kocin wurde erweitert, ganz zu schweigen von MAPE Mydlovary (das Gelände umfasst 286 Hektar Uranabfälle, eine der schwerwiegendsten Umweltbelastungen in der gesamten Tschechischen Republik, Anm. d. Red.) Außerdem sollen hier neun Hektar Solarpaneele gebaut werden, wovon wir ebenfalls nichts wussten, wir haben es zufällig erfahren... Als Vertreter von Temelin sage ich, dass die Menschen zumindest das Recht haben, davon zu erfahren, damit sie die Möglichkeit haben, frei zu entscheiden, ob sie das wollen oder nicht. Es geht um die zukünftigen Generationen. Sie schweigen hier, und wir haben die Informationen erst sechs Monate nach den Wahlen von außen bekommen", erklärte Hana Hajkova bei der Veranstaltung.

Edvard Sequens informierte die Bewohner der Dörfer in Janoch auch über die Pläne für das Endlager und seine möglichen Auswirkungen auf die umliegende Landschaft und die Bewohner in naher und ferner Zukunft. Die Untersuchung würde ein Gebiet von fast 23 Quadratkilometern umfassen. "Die geologischen Arbeiten werden in den nächsten drei bis vier Jahren durchgeführt, dann wird ein endgültiger Standort festgelegt. Das Endlager soll bis zum Jahr 2050 in Betrieb genommen werden. Die Gemeinden können nun Einspruch erheben, wobei die Frist für Stellungnahmen erst in einem Monat, um den 20. Mai, abläuft. Es gibt zwei weitere Endlager-Standorte im Kreis Vysocina, in den Regionen Jihlava und Trebic, und einen Standort an der Grenze zwischen den Kreisen Südböhmen und Pilsen, in der Region Horazdovice, Standort Brezovy potok. Andernorts haben sie bereits Anwälte, sie schließen Vertretungsvollmachten ab und werden sich natürlich selbst verteidigen."

Die aktuelle Variante wurde im Jahre 2018 ausgewählt: "Das oberirdische Areal des Endlagers soll etwas mehr als 20 Hektar betragen, aber das Wichtigste wird sich unter der Erde abspielen, dort soll es bis zu 4,4 Quadratkilometer groß sein, es wurde noch keine konkrete Option ausgewählt."
Edvard Sequens führte weiter aus, dass, wenn die geologischen Erkundungsarbeiten genehmigt werden, die konkrete Form bereits ohne Beteiligung der Gemeinden festgelegt wird und dass die Regierung im Jahre 2028 über den endgültigen Standort entscheiden soll. Im Jahre 2030 soll mit dem Bau des unterirdischen Labors begonnen werden, weitere zwanzig Jahre unterirdische Erkundung werden stattfinden und im Jahre 2050 soll das Endlager die ersten Abfälle aufnehmen. Es wird voraussichtlich weitere hundert Jahre in Betrieb sein.

Die Gemeinden erhalten bereits Geld vom Staat


Das Industrieministerium hat auf seiner Webseite eine Bilanz der gesetzlichen Zuwendungen an die von der Vorbereitung eines Tieflagers und dem Betrieb von Endlagern für radioaktive Abfälle betroffenen Kommunen sowie einen Ausblick veröffentlicht.
Für den Zeitraum 2015 bis 2023 wurden für den Standort Janoch insgesamt 4,0 Mio. Kronen erstattet. Die 4 Gemeinden am Standort Janoch erhalten in der laufenden Phase Beiträge für das festgelegte Erkundungsgebiet in Höhe von insgesamt 11,5 Mio. Kronen. Der Gesamtbetrag von 11,5 Mio. Kronen pro Jahr für die gesamte Dauer des festgelegten Erkundungsgebiets.

Die Abgaben an die Gemeinden liegen je nach Größe des Gebietes zwischen 1 524 010 Kronen und 4 410 945 Kronen.
Mit den Beiträgen für die Ausweisung des Erkundungsgebiets und des Schutzgebiets für besondere Eingriffe in die Erdkruste sollen die Gemeinden für die Auswirkungen entschädigt werden, die sich aus ihrer geografischen Nähe zu der für die Entsorgung radioaktiver Abfälle genutzten kerntechnischen Anlage ergeben, für die Risiken, die sich aus dem Standort des Endlagers für radioaktive Abfälle für die Gemeinde ergeben, auf deren Gebiet das Bauwerk errichtet wird, und für die Auswirkungen von Verwaltungsentscheidungen auf die Gemeinden, die ihnen möglicherweise, wenn auch nur indirekt, schaden.


Quelle: Jihocesky denik, 16.4.2023, Zuzana Gabajova
Übersetzung: OIZP/BIU - Bürgerinitiative Umweltschutz Budweis , gr
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