Die Nachbarstaaten kritisieren die Pläne für kleine Reaktoren

04.10.22, Quelle: Mladá fronta Dnes

Antonin Pelisek / Übersetzung Gabi Reitingerova

Den österreichischen und deutschen Politikern gefällt nicht, dass die Tschechen in Temelin einen kleinen Reaktor planen

Budweis - Die Gründung der Gesellschaft, die die Bedingungen für den Bau eines kleinen modularen Atomreaktors im Atomkraftwerk Temelin vorbereiten soll, rief Reaktionen bei den südlichen und westlichen Nachbarn hervor. Scharf äußerte sich dagegen Oberösterreich, kritische Stimmen tauchten auch in der bayerischen Zeitung Passauer Neue Presse auf.
Der tschechische Premierminister Petr Fiala (ODS), der CEZ - Generaldirektor Daniel Benes und der südböhmische Kreishauptmann Martin Kuba (ODS) unterzeichneten Ende September einen Vertrag über die Entstehung der Gesellschaft South Bohemian Nuclear Park, die das Testen und die Entwicklung eines kleinen modularen Reaktors sicherstellen soll.
Die erste solche Anlage wird laut ihr in Temelin errichtet. Es handelt sich um ein Pilotprojekt, das ein Bestandteil der geplanten Entwicklung bis zum Jahr 2032 -2035 sein wird. Tschechien stellte bei der internationalen Konferenz »Forum der Partnerregionen« des Südböhmischen Kreises in Hluboka nad Vltsvou das Konzept vor.
Der oberösterreichische Umweltlandesrat Stefan Kaineder (Grüne) schrieb dazu, dass die tschechische Atomlobby den Prototyp des Reaktors in der Nähe der tschechischen Grenze testen will, ohne sich um die internationale Meinung dazu zu interessieren. Testen will man ohne Rücksicht auf den Beschuss der ukrainischen Atomkraftwerke, was laut Kaineder ein schwerwiegendes Sicherheitsproblem in der Zukunft darstellt.
Der Präsident des Bezirkstages von Niederbayern Olaf Heinrich sagte dazu, dass er diese Information zum ersten Mal beim internationalen Treffen in Hluboka nad Vltavou gehört hat, wo der Vertrag dazu unterzeichnet wurde.
"Wenn man zum wiederholten Male als Vertreter Niederbayerns zu einem Forum der Partnerregionen nach Südböhmen eingeladen wird, dann erwartet man keine mehrstündigen Lobeshymnen über die Atomenergie. Daher haben mich sowohl das Vorgehen als auch die Inhalte sehr irritiert." Es gelte nun, in einem engen Dialog zu bleiben und trotzdem deutlich zu signalisieren: "Die Interessen Niederbayerns müssen in die Planungen mit einbezogen werden,« sagte Heinrich.
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter bekräftigt hingegen: "Die aktuelle Situation zeigt uns, wie wichtig ein breit aufgestellter Energiemix ist, um zukünftig einseitige Abhängigkeiten zu vermeiden. Wer frei von Ideologien ist, wird daher sehen, dass wir auch in Deutschland nicht um eine zumindest begrenzte Laufzeitverlängerung der noch bestehenden Atomkraftwerke herumkommen werden." Tschechien habe sich entschieden, die Atomkraft weiter auszubauen. Das sei gutes Recht. "Allerdings erwarte ich, dass Entscheidungen, die auch die Nachbarländer aufgrund ihrer Nähe betreffen, breit und offen kommuniziert und diskutiert werden. Jetzt einfach fertige Konzepte zu präsentieren und damit die Menschen in Niederbayern vor vollendete Tatsachen zu stellen, halte ich für keinen guten Stil", so Bernreiter.
Mit der Entwicklung der kleinen modularen Reaktoren beschäftigte sich auch das Seminar über kleine modularen Reaktoren, das Anfang September im Institut der Atomforschung in Rez bei Prag stattgefunden hat. Dort konnte man hören - , dass in der Welt 50 Staaten die kleinen modularen Reaktoren entwickeln, wobei die größten Fortschritte die USA und Großbritannien machen.
Obwohl das Pilotprojekt in Temelin entstehen soll, nach einem erfolgreichen Test sollen diese Anlagen an verschiedenen Stellen in der ganzen Republik funktionieren. Über eine der möglichen Standorte denkt man zum Beispiel in Strakonice nach - an Stelle der ehemaligen Kohle - Heizanlage. Als weitere möglichen Standorte, sind ehemalige Braunkohle-Bergwerk. Mit den kleinen modularen Reaktoren sind Anlagen mit einer Leistung bis zu 300 MW gemeint.
Laut Edvard Sequens, Experte für Atomreaktoren des Verein Calla haben aber die Fachleute beim Seminar in Rez den entwickelten tschechischen kleinen Reaktoren eine viel größere Kapazität zugeteilt. »Möglicherweise wird es nicht um solche kleinen Quellen gehen. Von den Herstellern, die CEZ langfristig beobachtet, ist die britische Firma Rolls Royce am weitesten, deren Reaktoren mit der Leistung von 470 MW mit den derzeitigen Blöcken in Dukovany vergleichbar sind,« macht Sequens aufmerksam.
Der südböhmische Kreishauptmann Martin Kuba hält alle Sorgen auch aus dem Ausland für verfrüht. Bis zur Inbetriebnahme der kleinen modularen Reaktoren bleibt laut ihm noch eine lange Zeit. »Sie haben nicht einmal eine Lizenz. Es ist klar, dass wir bei der Bewilligung mit Rücksicht auf alle Einwände und gemäß dem internationalen Recht vorgehen werden. Diese Reaktoren werden wirklich an verschiedenen Standorten sein, es ist aber zu früh, über ihre Unterbringung zum Beispiel in Strakonice zu sprechen,« sagte Kuba.
Er sagte auch, dass das Projekt auch im Einklang mit den Interessen der Europäischen Union sein muss. Man muss laut ihm auch berücksichtigen, dass nicht alle europäischen Länder die gleichen klimatischen und weitere Bedingungen haben, um Energie zu gewinnen.
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