Neuer Block in Dukovany: 100%-iger Staatskredit und Vertrag über den Stromabkauf bis zum Jahr 2100?

27.01.21, Quelle: Presseaussendung der Bewegung Duha und des Vereins Calla

Noch weniger günstige Bedingungen für den Staat und für die Stromverbraucher

Die Unterlagen, die die Vertreter der politischen Parlamentsparteien vor ihrem heutigen Treffen mit dem Premierminister Andrej Babis zum Auswahlverfahren zum neuen Atomreaktor in Dukovany erhalten haben zeigen, dass die geplante freigiebige öffentliche Beihilfe noch höher sein kann, als bis jetzt bekannt war.

Das Volumen des während des Baues zinslosen Staatskredits könnte sich bis auf 100% der Investition erhöhen (bis jetzt sollten es 70% sein). Gleichzeitig soll der Vertrag, der sicherstellen, dass der Staat den gesamten Strom aus dem neuen Reaktors von CEZ für den im voraus bestimmten Preis abkaufen wird, für 60 Jahre ab der Zeit des Betriebsstarts des neuen Blocks unterzeichnet werden. Die Erwägungen, dass man den Preis des Kraftwerkes in der Höhe von 4.500 - 5.000 Eur/kW im Auswahlverfahren gewinnen könnte, wenn im Auswahlverfahren 5 Bewerber bleiben, ist dabei nicht realistisch.

Für vertrauenswürdig kann man die Abschätzung der Investitionskosten (ohne Kosten für die Finanzierung) zwischen 7.000 - 7.800 Eur/kW halten. Das bedeutet einen Preis für den Block mit der Leistung von 1.200 MW, der in Dukovany geplant ist, im Wert von 232 - 265 Milliarden Kronen. Den Preis kann außerdem neben den Finanzierungskosten auch die Verzögerung des Projektes erhöhen, was sehr wahrscheinlich ist, falls der Industrieminister Karel Havlicek die Bauzeit nur für 7 Jahre plant.

Die Wette auf die Atomenergie ist aus einer Reihe von Gründen problematisch: Schon heute ist die Atomkraft x-fach teuerer als der Strom aus den erneuerbaren Energieträgern, wobei die Differenz laufend steigt. Die Atomkraft konserviert die veraltete Energiewirtschaft, die auf großen Quellen gestützt ist, statt des Ausbaus der dezentralisierten erneuerbaren Energiewirtschaft. Die Atomkraft stellt die Energieabhängigkeit und Sicherheitsrisiken von den Bau,- und Brennstofflieferanten dar. Atomkraft hat außerdem nicht einmal die Abfalllagerung gelöst, Atomkraft ist schon heute auf dem Markt ökonomisch mit der gesetzlich eingeschränkten Haftung für den
eventuellen Atomschaden begünstigt.

Der geplante neue Atomreaktor kann nicht bedeutend zum Ersatz der stillgelegten Kohlekraftwerke beitragen. Falls er überhaupt fertiggebaut wäre, würde das weit hinter dem Horizont passieren, wann wir mit der Produktion der Kohlekraft aufhören müssen. Die aktuelle praxis zeigt, dass sich die Bauten der Atomkraftwerke in der westlichen Welt gegenüber den Plänen 2-3fach verspäten und genauso verteuern. Dieser Trend wird sich mit der laufenden Umwandlung der veralteten zentralen Energiewirtschaft weiter erhöhen und die Tschechische Republik kann wegen der Verbindung des Strommarktes nicht bestehen.

Im Weltmaß sind in den letzen 15 Jahren die Investitionen in die Perspektiven sauberer erneuerbarer Energieträger viel höher als in die Atomkraft, die ihre gute Zeiten längst hier sich hat. Angesichts zu den Zielen der Europäischen UInion ist offenbar, dass sich dieser Trend auch in der Tschechischen Republik zeigen wird.

Im Vergleich gemäß der Charakteristik LOOE (Levelized Costs of Electricity), die alle Kosten zusammenfasst, die mit dem Bau und Betrieb des Kraftwerkes verbunden sind (Kosten für die Bauinvestition, Brennstoffkosten, Kosten für die Bedienung, Instandhaltung und Entsorgung des Kraftwerkes), bezogen auf die Zahl der erzeugten Megawattstunden während des Betriebs, kommen die erneuerbaren Energieträger als bedeutend billiger aus. Für die aktuellen Projekte in Großbritnanien kommen die LOOE für die On-Shore-Windkraftwerke auf 32-50 Eur/MWh aus, für große Solaranagen auf 51-76 Eur(MWh, wobei für die Atomkraftwerke auf 198 - 206 Eur/MWh.

Edvard Sequens, der Energiekonsultant des Vereins Calla, sagte: "CEZ bereitet sich für den Bau des Reaktors in Dukvany in Zusammenarbeit mit der Regierung all inclusive- Bedingungen vor. 100%-iger günstige Kredit von der Regierung, 60-jähriger Vertrag für den Stromabkauuf für einen begünstigten Preis und wenn etwas schief geht den Vorverkauf des laufenden Projektes an den Staat. Nur damit wir nach einer Zeit feststellen, dass statt eines modernen Hotels mit dem Ausblick auf das Meer wird auf den sich im Bau befindlichen Betonbau irgend wo in der verlassenen europäischen Periferie schauen."

"Ich verstehe ganz die Befürchtungen der Oppositionsparteien vor dem russischen und chinesischen Einfluss. Weniger aber, dass viele von ihnen vor den ökonomischen Folgen der Entscheidung über den geplanten teuersten Bau in unserer Geschichte die Augen zumachen. Dabei werden sie vor dem Problem stehen, wie den sich verspätenden und verteuernden Bau zu lösen, wenn sie heute für das Ausschreiben des Auswahlverfahrens abstimmen würden. Und sie werden für den umsonst teueren Strom und für die Verschuldung der Staatskasse verantworten."

Karel Polanecky, Energieexperte der Bewegung Duha, sagte: "Die Voraussetzungen, von denen die Abschätzung der Höhe des garantierten Abkaufpreises aus dem neuen Dukovany - Block ausgeht, sind beim Blick auf die ausländischen Projekte übertrieben optimistisch. Die Regierung hat aber eigene Analysen, die wahrscheinlich zeigen, dass im Falle des Dukovany - Projektes alles besser gehen wird als in Frankreich, Britannien oder in den USA. Die Ergebnisse der Regierungsanalysen sollten aber mit der Verankerung eines oberen Limits des garantierten Preises im Gesetzes berücksichtigt werden. Wenn nämlich der Preis auf das Zweifache springen sollte, also auch die Ebene, die dem Lieferanten des sich im Bau befindlichen AKW Hinkley Point die britische Regierung garantiert, dann sollten sich die heutigen Schüler wirklich ärgern. Fast alle würden ihn dann ihr ganzes Leben mit zahlen müssen."

Kontakte:
Edvard Sequens, energetický konzultant sdruzení Calla
Karel Polanecký, energetický expert Hnutí DUHA
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