EURATOM ist ein Kürzel für die Europäische Atomgemeinschaft. Sie besteht seit 1957 und ihr Ziel ist – wie es im EURATOM-Vertrag, einem der 3 Gründungsverträge der Europäischen Union, seit 1957 unverändert heißt – [...] die Voraussetzungen für den raschen Aufbau einer mächtigen europäischen Atomindustrie zu schaffen [...].
Durch den EURATOM-Vertrag wird die Atomenergie gefördert, bevorzugt und geschützt –
und das auf einer gesetzlichen Ebene, die dem eines Verfassungsrangs gleichkommt.
Der Vertrag ist dem allgemeinen EU-Vertrag (EUV) und dem Vertrag über die Arbeitsweise
der Europäischen Union (AEUV) nicht untergeordnet, sondern als Annex (=Anhang)
gleichsam ergänzend zur Seite gestellt.
Die Atomindustrie ist dadurch seit 1957 von den Regeln des freien Wettbewerbs
ausgenommen und genießt ohne Einschränkung die Vorteile eines wirtschaftlich
geschützten Bereichs. Aus dieser besonderen Stellung des Vertrags ergeben sich
äußerst problematische Konsequenzen – aus zukunftsperspektivischer aber auch aus
demokratiepolitischer Sicht:
Wir kämpfen daher seit Jahren für eine Abschaffung oder zumindest Totalreform des
EURATOM-Vertrags aus 1957 und eine Neuordnung der Energiepolitik für Europa. In einer
Resolution zur Auflösung von EURATOM aus dem Jahre 2017 ist es uns gelungen, einen
Konsens unter den meisten Antiatom-Organisationen Österreichs herzustellen.
Seither konnten auch Initiativen aus weiteren europäischen Staaten für die Forderung
begeistert werden. Die Resolution wird laufend in anderen Ländern für die spezifischen
nationalen Voraussetzungen angepasst und weiterverfolgt.
Auch wenn wir die umfassendere – weil europäische – Lösung der Abschaffung von EURATOM eindeutig bevorzugen, bleibt in Konsequenz einer Ablehnung dieser EURATOM-Resolution für uns stets auch ein einseitiger Ausstieg Österreichs aus EURATOM diskutabel!
Unsere Vorgänger-Organisation, die ‚OÖ Plattform gegen Atomgefahr‘ thematisierte bereits im Vorfeld der Volksabstimmung über den EU-Beitritt Österreichs 1994 die problematische Mitgliedschaft Österreichs bei EURATOM – die quasi automatisch mitgekauft wurde durch den Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft.
Um die Diskussion über diese inakzeptable Mitgliedschaft neu zu befeuern, starteten wir 2006 eine groß angelegte Informationskampagne – mit der Kernforderung RAUS AUS EURATOM. Mit dieser Kampagne, die in ein Volksbegehren im Jahr 2011 mündete, konnte ein hoher Wissensstand in der breiten Bevölkerung erreicht werden.
EURATOM bleibt auch in den Folgejahren unser Dreh- und Angelpunktthema. EURATOM-Entscheidungen im Europäischen Rat werden genau und kritisch verfolgt, mit Pressearbeit, Petitionen und Appellen können Druck erzeugt und Akzente gesetzt werden. Als Erfolg im Niederschlag auf die Politik darf u. A. gewertet werden, dass im Regierungsabkommen 2017 erstmals auf die Agenda gesetzt wird, den EURATOM-Vertrag offensiv in Frage zu stellen und eine Veränderung anzustreben. Auch im aktuellen Koalitionsabkommen aus 2019 ist dies erneut verankert. Die Handschrift von atomstopp kann nicht verleugnet werden, die Ausformulierung ist Insidern zufolge eindeutig auf unsere langjährigen Forderungen zurückzuführen.
2017 organisiert atomstopp die Nuclear Energy Conference unter den Titel
"1957-2017: EURATOM – Atomindustrie gefördert, privilegiert, geschützt - 60
Jahre sind genug!"
Bei der Konferenz wird auch eine gemeinsame EURATOM-Resolution vorgestellt
und verabschiedet. Ab 2018 entwickelt sich in der Folge eine mittlerweile
internationale Kampagne zur Auflösung von EURATOM – vorrangig in deutschsprachigen
Ländern, jedoch auch aus Frankreich gibt es kräftige Zeichen. Weitere Staaten
sollen folgen.
Mit der immer stärker werdenden Debatte zum Klimawandel und den Klimaprotesten 2019 werden leider auch die Stimmen lauter, die die angeblich CO2-neutrale Atomkraft als Klimaretter anpreisen wollen. atomstopp verstärkt die Aktivitäten zum Thema "Klimawandel und Atomkraft". Auch hier, egal wie man es dreht und wendet, ist EURATOM der Knackpunkt für das Wiederaufflammen der Atom-Ambitionen in Europa.
EURATOM schützt und fördert seit über 60 Jahren die Atomindustrie und behindert Erneuerbare Energien. Wir fordern eine Auflösung oder zumindest Totalreform des EURATOM-Vertrags!
Argumente aus dem Vorfeld des EURATOM-Volksbegehrens, um Zögerlichkeiten und Bedenken gegen einen Ausstieg Österreichs aus EURATOM entgegen zu treten.